EZB Geldpolitik: Weitreichende Folgen für Anleger

Auch wenn von der Europäische Zentralbank (EZB) keine drastische Änderung der Zinspolitik zu erwarten ist, könnte die Geldpolitik schneller restriktiv werden, als bisher angenommen. Dabei ist der Zeitplan weniger wichtig als das genaue Vorgehen der EZB.

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Zentrale der EZB in Frankfurt am Main.

Die jüngsten Kursturbulenzen an den internationalen Finanzmärkten haben bei vielen Anlegern Ängste ausgelöst. Doch zumindest die fundamentale Lage der globalen Wirtschaft scheint weiterhin gut, sagt Franz Wenzel, Anlagestratege für institutionelle Kunden bei AXA Investment Managers.

„Das Wachstum ist noch stärker als bisher angenommen. Die weltweit expansive Geldpolitik hat sicherlich einen nennenswerten Teil hierzu beigetragen. Mit knapp unter vier Prozent wird 2018 wohl zu den starken Jahren gehören“, so Wenzel.

Erster Zinsschritt eventuell früher als erwartet

„Angesichts negativer Realzinsen kann man davon ausgehen, dass die US-Notenbank den Trend zu höheren Zinsen extrapolieren wird. Dank des robusten Wachstums und der Tatsache, dass die Eurokrise zumindest auf absehbare Sicht beigelegt scheint, haben die Marktteilnehmer die Erwartungen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) überdacht“, so Wenzel.

Eine drastische Kursänderung der Europäischen Notenbank sei nicht zu erwarten. Doch könne der erste Zinsschritt früher kommen als erwartet. Erste Hinweise seien bereits für das Märztreffen der Notenbanker in Frankfurt zu erwarten. Die Notenbank werde ihre sogenannte „Forward Guidance“ anpassen, um damit den ersten Zinsschritt in zwölf Monaten vorzubereiten.

Wenzel warnt jedoch vor einer Fixierung auf den reinen Zeitplan: „Wichtiger als das exakte Timing erscheint die Frage nach den Modalitäten, genauer gesagt, nach Zinserhöhungen oder dem Verkauf von Vermögensbeständen. Dies determiniert die Zinsstrukturkurve.“

Investoren müssen Änderungen der Zinsstrukturkurve beachten

Die EZB werde mit hoher Wahrscheinlichkeit der amerikanischen Geldpolitik folgen und zunächst die Zinsen anheben. „Die theoretischen Mechanismen und praktischen Auswirkungen sind bekannt. Mitglieder des Direktoriums haben durchklingen lassen, dass sich die EZB über die Markttiefe und -liquidität bewusst ist“, so Wenzel.

Die EZB werde den Bestand an Vermögenswerten nicht in einem Schritt reduzieren. Dieser habe sich zum Stichtag Ende September 2018 auf etwa 2.500 Milliarden Euro belaufen.

Für die Anleger hat dies weitreichende Auswirkungen: „Abgesehen von dem generell höheren Zinsniveau sind Investoren gut beraten, die Verschiebungen der Zinsstrukturkurve zu antizipieren“, sagt Wenzel. „Die Historie belegt aber, dass sich diese Kurve mit einer Vorlaufzeit von etwa von sechs bis zwölf Monaten abzuflachen beginnt.“

Heute bewege sich die Zinsdifferenz, eine Maßzahl für den Unterschied zwischen den Renditen zehn- und zweijähriger deutscher Bundesanleihen, bei etwa 120 Basispunkten. Auf Sicht von zwölf bis 18 Monaten sei jedoch eine flachere Kurve von deutlich unter 100 Basispunkten vorstellbar.

Foto: Shutterstock

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