Wer auf den Faktor Carry setzt, geht davon aus, dass sich renditestarke Anlagen auch weiterhin besser entwickeln. Das Risiko von Carry-Strategien liegt aber schon in ihrer grundlegenden Annahme. Teil sieben der Cash.-Online-Reihe zum Thema Factor-Investing – Gastbeitrag von Jörg Westebbe, HSBC
Die faktorbasierte Geldanlage ist seit Mitte der 1990er Jahre spektakulär gewachsen. Aus einem Nischenthema wurde ein Massenmarkt. Mit dem wachsenden Interesse wuchs zugleich auch die Zahl der Faktoren. John Cochrane, Präsident der American Finance Association, sprach bereits 2011 von einem „Faktor-Zoo“. Seitdem dürfte die Zahl der Faktoren kaum gesunken sein.
Wer auf der Suche nach systematischen Erklärungen für die Entwicklung von Aktienrenditen ist, wird fast zwangsläufig beim faktorbasierten Investment landen. Doch muss kein Zusammenhang zwischen Variablen bestehen, die sich in die gleiche Richtung entwickeln.
Carry: Rendite im Mittelpunkt
Wenige Faktoren sind allgemein annerkannt: Beta, Size, Value und Momentum. In der jüngeren Vergangenheit schließlich gewann ein weiterer Faktor an Bedeutung: Carry. Hinter diesem Faktor steht die Annahme, dass renditestärkere Anlagen sich in der Tendenz besser entwickeln als Anlagen mit niedrigerer Rendite.
Anleger haben einen Anreiz, die Anlagen in ihrem Portfolio zu halten, die relativ gesehen hohe Erträge abwerfen. Beim Carry-Faktor wird – vereinfacht ausgedrückt – auf die Erträge einer Anlage geschaut, wenn die Marktbedingungen gleich bleiben.
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