„Die Märkte werden wieder Krisen erleben – einzig der Zeitpunkt ist unklar.“ Am 15. September ist der zehnte Jahrestag der Lehman-Insolvenz. Was haben wir aus der Krise gelernt? Würden wir heute anders reagieren? Und wie können sich Anleger auf die nächste Krise vorbereiten? Gastbeitrag von Carsten Roemheld, Fidelity
Normalerweise sind runde Geburtstage ein Grund zu feiern. Das Insolvenz-Jubiläum der US-amerikanischen Lehman-Bank, deren Pleite sich zum zehnten Male jährt und die die Kapitalmärkte erschütterte, ist sicherlich kein Grund zum Feiern. Und „Normalität“ hat sich an den Finanzmärkten seitdem auch nicht wieder eingestellt.
Die von Lehman ausgelöste Vertrauenskrise stellt noch immer eine Zäsur für die Kapitalmärkte dar. Die globalen Zentralbanken begannen eine beispiellose Nullzinspolitik, deren Rückführung noch immer schwierig ist. Auch die in der Folge deutlich verschärften Regularien zwangen die Akteure auf den Finanzmärkten zum Umdenken.
Grund zur Sorge
Ernüchtert muss man feststellen, dass sich die Lerneffekte aus der Krise dennoch in Grenzen halten. Zwar ist das Finanzsystem durch die deutlich verbesserte Eigenkapitalausstattungen des Bankensektors heute wesentlich robuster, die globalen Schuldenstände geben jedoch Anlass zur Sorge, ebenso wie die nationalistischen und protektionistischen Bestrebungen einiger Länder.
Stellte man sich heute die Frage, ob sich ein Lehman-Szenario wiederholen könnte, wären zwei zentrale Fragen zu beleuchten: Würden die globalen Institutionen mit den heutigen Kenntnissen in gleicher Weise wieder handeln? Und welche Szenarien würden heute eine solche globale Vertrauenskrise herbeiführen?
Nächste Vertrauenskrise in Sicht?
Zum ersten Punkt dürften kaum Zweifel bestehen, dass man sich heute anders entscheiden würde. Die Folgen der Lehman-Insolvenz und die nicht vorherzusehenden Dominoeffekte auf zahlreiche andere wichtige Institute im Nachgang würden vermieden.
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