Globale Ringelspiele

Die Vermögensmanagementgesellschaft Euroswitch sieht erhebliche globale wirtschaftliche Probleme angesichts des Vorgehens von US-Präsident Donald Trump und der Reaktion der Europäischen Union darauf, heraufziehen.

Thomas Böckelmann, Euroswitch: „Die besonnene Hinterzimmerdiplomatie einer Kanzlerin Merkel scheint am Ende.“

„So unberechenbar und schonungslos der US-Präsident agiert, so plan- und harmlos agiert die Europäische Union“, konstatiert Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Euroswitch, in seiner aktuellen Einschätzung der Kapitalmärkte. Fakt sei, dass der US-Präsident Donald Trump seine Handelspolitik trotz aller ökonomischer Fragwürdigkeit strikt fortsetzt und damit die Entglobalisierung vorantreibt – zumindest dürften einige Maßnahmen mittelfristig zu einer Vernichtung bislang funktionierender Lieferketten führen. „Währenddessen scheint insbesondere die besonnene Hinterzimmerdiplomatie einer Kanzlerin Merkel am Ende“, so der erfahrene Investmentexperte. Zu sehr haben sich Deutschland und die Europäer über Jahre hinweg in der sprachlichen Abstraktion von Problemen geübt, um damit zu Kompromissen zu finden, die zahllose Interpretationsspielräume eröffnen.

Gemeinsame Sicht der EU kann noch lange auf sich warten lassen

Beim US-Präsidenten pralle diese entrückte europäische Diplomatie auf Stahlbeton. So verwirrend die Ansichten der neuen US-Administration auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge in der Welt sind, so erfrischend seien doch teilweise die Provokationen, die die europäische Politik zu mehr Zusammenhalt und insbesondere zu einer gemeinsamen Sicht zwingen sollten. Das kann noch sehr lange dauern, da bei den einzelnen Ländern untereinander aber auch im Verhältnis zur EU-Kommission völlig unterschiedliche Problembeschreibungen und Lösungsansätze diskutiert werden. Vor diesem Hintergrund sei es erstaunlich, dass sich vor allem die europäischen Aktienmärkte auch trotz stark steigender Ölpreise als Spitzenreiter des abgelaufenen Monats etablieren konnten – dabei folgten die Märkte einer simplen Rationalität, die durchaus nur von kurzer Dauer sein kann. Wie so oft waren die Auslöser für die Marktentwicklungen der letzten Wochen das Agieren von Politik und Notenbanken. „Dabei waren der wieder erstarkte US-Dollar und die Europäische Zentralbank EZB die wichtigsten Protagonisten“, so Böckelmann.

Börsennotierte Unternehmen in herausragender Verfassung

Insgesamt präsentierten sich vor allem die börsennotierten Unternehmen im April weltweit in herausragender Verfassung. Das globale und vor allem über die Weltregionen synchrone Wirtschaftswachstum zeige seine positiven Effekte in den Auftragsbüchern und Bilanzen der Unternehmen in der laufenden Berichtssaison. Gleichzeitig mehren sich aber die Signale einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität. So deuten jüngste Einkaufmanagerindizes auf ein abnehmendes Momentum des Wachstums. Vorerst unbeantwortet bleibt die Frage, ob diese Stimmungsindikatoren das Ende des mittlerweile neunjährigen Aufschwungs einleiten oder nur die Sorgen der Unternehmen angesichts potentieller Handelskriege, geopolitischer Unsicherheiten und teils deutlich steigender Zinsen offenbaren. (fm)

Foto: Euroswitch

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