Führende Ökonomen fordern radikale Reformen in der Eurozone

Die Eurozone scheint sich von ihrer Finanzkrise zu erholen. Doch führende französische und deutsche Ökonomen sind sich sicher, dass dieser Aufschwung nicht nachhaltig ist, sie schlagen in einem Papier grundlegende Reformen vor. Zu den Autoren zählen auch Clemens Fuest und Marcel Fratzscher.

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Die Wirtschaft der Eurozone erholt sich. Ökonomen fordern Reformen, damit der Aufschwung nachhaltig bleibt.

„Die Europäische Währungsunion hat nach wie vor erhebliche Schwächen, ihre institutionelle und finanzielle Architektur ist instabil“, heißt es in einem Papier von Wirtschaftswissenschaftlern aus Frankreich und Deutschland, das am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Die Autoren fordern darin unter anderem, die undurchsichtigen Schuldenregeln des Maastricht-Vertrages zu ändern und ein europäisches Sicherungssystem für Sparguthaben einzurichten. Bei einigen Entscheidungsträgern in Berlin und Brüssel dürften die Vorschläge wenig Begeisterung auslösen. Zuvor hatte der „Spiegel“ über das Papier berichtet.

Die Wirtschaftsaussichten in den 19 Staaten des gemeinsamen Währungsgebiets und in der gesamten EU sind derzeit zumindest auf den ersten Blick so gut wie lange nicht. Nach Jahren der Krise, in denen die Eurozone etwa wegen einer drohenden Staatspleite in Griechenland kurz vor dem Auseinanderbrechen stand, verzeichnen sämtliche Länder wieder Wachstum.

„Frankreich und Deutschland müssen sich einig sein“

Sorgen bereiten indes die weiter hohen Staatsschulden und das große Volumen an faulen Krediten in den Bankbilanzen – vor allem in Italien.

„Europa muss reformiert werden. Damit es gelingt, müssen zunächst einmal Deutschland und Frankreich einig sein“, sagte der Co-Autor des Papiers und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, der Deutschen Presse-Agentur.

Neben Fratzscher haben aus Deutschland an dem Papier unter anderem der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, und die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel mitgewirkt. Auch die EU-Kommission und der französische Präsident Emmanuel Macron hatten zuletzt Vorschläge zur Reform der EU und der Eurozone vorlegt.

„Euro ist nicht nachhaltig“

„So, wie die Eurozone im Augenblick aufgestellt ist, ist der Euro nicht nachhaltig“, sagte Fratzscher. Mit Blick auf die wirtschaftliche Erholung der Währungsunion meinte er: „Die Sorge ist, dass die Politik nicht handelt, sondern wartet. Jetzt ist aber der beste Augenblick, Reformen anzugehen. Es gibt ein Zeitfenster, nächstes Jahr sind Europawahlen.“

Seite zwei: Schuldenregeln vereinfachen

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