Auch wenn sich die Diskussion in den vergangenen Monaten um die Faang-Titel, Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google drehte, finden sich viele Wachstumstitel des amerikanischen Aktienmarktes außerhalb der Tech-Riesen. Wo Anleger noch Chancen finden:
„Entgegen landläufiger Meinung ist der Preisanstieg der US-Wachstumswerte keine reine Faang-Story (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google/Alphabet)“, sagt Taymour Tamaddon, Portfoliomanager des Large-Cap-Growth-Teams im Bereich US-Aktien bei T. Rowe Price. Anleger fänden neben den fünf Technologieriesen viele diversifizierte Alpha-Quellen.
Disruptive Geschäftsmodelle
Der Erfolg des Faang-Segments resultiere aus deren disruptiven Geschäftsmodellen, die ihre jeweilige Branche grundlegend verändert haben. Doch auch jenseits dieser Tech-Riesen gebe es Wachstumsunternehmen mit ähnlichen Merkmalen.
„Obwohl sie bislang außerhalb des Scheinwerferlichts geblieben sind, halten wir sie für gut positioniert, um wesentliche Anteile in etablierten Märkten zu gewinnen und einen hohen, freien Cashflow zu generieren“, so Tamaddon.
Ein Beispiel sei der Software-Anbieter Intuit. Dieser wälze mit seinen Steuererklärungsprogrammen und Buchhaltungslösungen für kleinere Unternehmen derzeit den gesamten Sektor um. „Dank seiner IT-Architektur konnte das Unternehmen seine Online-Abonnement-Services in diesen Bereichen mit einer relativ geringen Kapitalintensität ausbauen“, sagt Tamaddon. Das sei bei den Anwendern beliebt und binde Kunden.
Frischgedruckte Gelenke
Ein weiteres Unternehmen sei Red Hat, ein Anbieter von Open-Source-Software, die den nahtlosen Zugriff auf Vor-Ort-Datenbanklösungen und externe Cloud-Datenbankdienste ermögliche.
„Unser zentrales Anlageargument liegt darin, dass Unternehmen in Zukunft sowohl lokale als auch externe Datenbanklösungen unterhalten müssen. Über Red Hat sind Firmen in der Lage, den Cloud-Anbieter ihrer Wahl zu nutzen, da die Red-Hat-Software Schnittstellen zu AWS, Microsoft Azure und Google Cloud bietet“, so Tamaddon.
Weitere Beispiele seien Stryker und Boeing. Stryker ist ein Unternehmen, das sich auf Hüft- und Kniegelenk-Ersatzoperationen spezialisiert habe. Es sei führend beim 3D-Druck von Hüft- und Knieimplantaten und entwickle Operationsroboter. Boeing habe mit der Boeing 787 das derzeit treibstoffeffizienteste Modell der Branche und profitiere von steigenden Fluggastzahlen.
„Der relative Performancebeitrag der Faang-Aktien muss relativiert werden: In den letzten fünf Jahren erwirtschafteten sie insgesamt nur 21 Prozent unserer Outperformance gegenüber der Benchmark, während der weitaus größte Teil des generierten Alpha aus Quellen außerhalb dieses Segments stammt“, verweist Tamaddon auf die Rolle weiterer Wachstumstitel.
Weiterhin Potenzial für Aktien
„Wir befinden uns eindeutig in einer späten Phase des US-Marktzyklus. Dennoch werden aktuelle Aktienbewertungen nach wie vor durch das solide Wachstum und die geringe Inflationsrate ausreichend unterstützt“, sagt Tamaddon. Zudem seien die Gewinnerwartungen der Unternehmen nicht nur aufgrund der US-Steuerreform gestiegen.
„In diesem Umfeld finden wir nach wie vor viele Beispiele, die dem Typus des innovativen, disruptiven und Cashflow generierenden Unternehmens entsprechen – die Mehrheit außerhalb des oft erwähnten Faang-Segments“, so Tamaddon.
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