Steigende Ölpreise, ein stärkerer US-Dollar und politische Turbulenzen sind zunächst keine guten Nachrichten für Schwellenländeranleihen. Doch werden die Gefahren überbewertet oder treffen nicht alle Länder. Was Anleger jetzt wissen müssen. Gastbeitrag von Andrew Keirle, T. Rowe Price
2017 war ein außerordentlich gutes Jahr für Käufer von Schwellenländeranleihen, unabhängig von der Assetklasse. 2018 scheint sich dieser Trend umzudrehen, im Mai flüchteten viele Anleger aus Emerging Markets. War diese Flucht gerechtfertigt?
1. Sind höhere Ölpreise, steigende Zinsen und ein starker Dollar schlechte Nachrichten für Schwellenländeranleihen?
Die jüngste Kombination aus hohen Ölpreisen, steigenden Zinsen und einem starken Dollar hat sich negativ auf die Vermögenswerte der Schwellenländer ausgewirkt. Diese Risiken wurden jedoch weitestgehend bereits eingepreist. Bisher gab es nur moderate Kapitalabflüsse aus der Anlageklasse. Dies deutet darauf hin, dass sich die Stimmung der Anleger nicht grundlegend geändert hat.
Die höheren Ölpreise wirken sich unterschiedlich aus: Einige Länder wie Russland, Kolumbien oder Malaysia profitieren von ihnen, andere wie Indien, die Türkei oder Mittel- und Osteuropa wiederum nicht. Insgesamt entwickeln sich Schwellenländeranleihen relativ unabhängig vom Ölpreis. Wenn sich eine Korrelation zwischen den Rohstoffpreisen und dem Dollar bestätigen sollte, könnte dies für den Handel mit Schwellenländerdevisen ein Polster sein.
Im ersten Quartal waren steigende US-Zinsen bei Schwellenländeranleihen auf Hartwährungen zu spüren, aber die lokalen Renditen blieben nahe am Niveau vom Januar 2018. Wir gehen nicht davon aus, dass drei Prozent Zinsen bei zehnjährigen Treasuries die positiven Aussichten für Schwellenländer grundsätzlich ändern.
Anleger können sich bei weiter steigenden Zinsen allerdings abwenden. Der Markt hat den aktuellen US-Zinsausblick weitgehend eingepreist, es besteht aber ein gewisses Risiko, wenn sich das US-Wachstum oder der US-Arbeitsmarkt überraschend positiv entwickeln.
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