US-Handelspolitik trifft auch Schwellenmärkte

Der Handelsstreit zwischen den USA und China wirkt sich auch auf die Schwellenländer aus. Wird dadurch ihr wirtschaftlicher Aufschwung, der vor ein paar Monaten begann, wieder abgewürgt? Gastbeitrag von Luke Barrs, Goldman Sachs Asset Management

Luke Barrs ist Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management bei Goldman Sachs Asset Management
Luke Barrs: „Wir erwarten aber, dass die Unternehmensgewinne nicht allzu stark in Mitleidenschaft gezogen werden.“

Die Verhandlungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China verliefen bisher fruchtlos. Eine US-Delegation unter Leitung von Finanzminister Steven Mnuchin ist vorletzte Woche mit leeren Händen aus Peking zurückgekehrt. Dennoch heißt es, dass beide Parteien weiter gewillt seien, ihre Unstimmigkeiten im Dialog zu lösen.

Am 22. März beschloss die US-Regierung Strafzölle auf chinesische Importe. Einfuhren in Höhe von rund 50 Milliarden USD – von Solarmodulen bis hin zu Stahl – werden mit einer Abgabe von 25 Prozent belegt.

Trumps Protektionismus überrascht nicht

China reagierte am 2. April mit Zöllen auf US-Importe im Wert von rund drei Milliarden US-Dollar, gefolgt von Vergeltungszöllen von ebenfalls 25 Prozent auf US-Produkte im Wert von 50 Milliarden USD. Der Handelsstreit ist seither eskaliert: Donald Trump drohte mit zusätzlichen Zöllen auf chinesische Importe in Höhe von 100 Milliarden USD.

Die bisherigen Maßnahmen kamen nicht sonderlich überraschend, schließlich hatte der US-Präsident während seines Wahlkampfs mit einer aggressiven, protektionistischen Agenda geworben. Unerwartet ist jedoch die Geschwindigkeit der Eskalation. Zunächst waren der protektionistischen Rhetorik Trumps nur wenige handfeste Maßnahmen gefolgt.

Der politische Ausblick hat sich durch die angekündigten Zölle gewandelt und ist unsicherer geworden. Die Zölle können sich negativ auf Kosten und Produktivität auswirken. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass sie das Wachstum in den Schwellenländern und die derzeitige Gewinnerholung signifikant beeinträchtigen – solange sie nicht deutlich ausgeweitet werden.

Einfluss auf China ist begrenzt

50 Milliarden US-Dollar entsprechen rund 2,2 Prozent der chinesischen Exporte oder 0,4 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Eine darauf erhobene Zollabgabe von 25 Prozent entspricht somit lediglich 0,1 Prozent des chinesischen BIPs. Selbst wenn der Wert auf 100 Milliarden US-Dollar verdoppelt würde, wären das nur 0,2 Prozent des chinesischen BIPs.

Zudem verfügt China über Instrumente, um die wirtschaftlichen Folgen der Zölle zu begrenzen. Sollte sich die Lage weiter verschärfen, kann das Land sowohl geldpolitisch als auch fiskalpolitisch nachjustieren. Sofern kein richtiger Handelskrieg ausbricht – der die USA unserer Ansicht nach übrigens deutlich stärker treffen würde als ihre Handelspartner – dürfte der wirtschaftliche Schaden gering ausfallen.

Seite zwei: Protektionismus kann zur Herausforderung für Schwellenländer werden

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