Für viele Schwellenländer hat der Gegenwind zugenommen, entsprechend volatil entwickelten sich die Risikoprämien im bisherigen Jahresverlauf. Vieles scheint mittlerweile am Markt eingepreist. Wenngleich die Schwankungen kurzfristig noch etwas anhalten könnten, ist die Anlageklasse durch die Gegenbewegung für langfristig orientierte Investoren wieder etwas attraktiver geworden. Eine Einschätzung von Stephan Hirschbrich, Union Investment
Am Markt für Schwellenländer-Anleihen und -Währungen ist viel in Bewegung: Steigende US-Renditen, stetige Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve, ein starker US-Dollar und vor allem der von US-Präsident Trump losgetretene Handelskonflikt haben Investoren in Aufruhr versetzt. Nach einer zweijährigen Aufwärtsbewegung gerieten Schwellenländer-Anleihen und -Währungen im laufenden Jahr deutlich unter Druck. Viele Anleger wittern angesichts des günstigeren Bewertungsniveaus nun wieder Einstiegsmöglichkeiten. Zu Recht?
Handelsstreitigkeiten und straffere Geldpolitik belasten
Zwar hat sich die Rhetorik zwischen den USA und China zuletzt etwas beruhigt, allerdings bleiben die Handelsstreitigkeiten ein Belastungsfaktor für die aufstrebenden Volkswirtschaften. Kaum ein Marktteilnehmer rechnet noch mit einer schnellen Entspannung. Vielmehr setzt sich nach und nach die Überzeugung durch, dass hinter dem angefachten Handelsdisput ein breit angelegter Paradigmenwechsel in der US-Außenpolitik steckt und die USA eine strategische Konfrontation gegenüber China verfolgen.
Auch die Normalisierung der Geldpolitik bleibt ein Risiko. Die US-Notenbank Fed beschreitet ihren Zinserhöhungspfad weiter im Autopilot. Die US-Renditen dürften deshalb weiter moderat steigen. Da die Währungshüter gleichzeitig auch den Abbau der Notenbankbilanz vorantreiben – fällig gewordene Mittel werden nicht wieder angelegt – fällt ein wichtiger Unterstützungsfaktor für die Kapitalmärkte der Schwellenländer weg.
Fundamental gut aufgestellt
Rückenwind erhalten die Schwellenländer indes von volkswirtschaftlicher Seite: Wenngleich sich die globale Wachstumsdynamik zuletzt etwas abgeschwächt hat, dürfte sich das nach wie vor moderate Wachstumstempo positiv auf die aufstrebenden Volkswirtschaften auswirken. Unterstützend wirkt zudem die Erwartung steigender Metallpreise am Rohstoffmarkt: Das Gros der Industriemetalle befindet sich im Marktdefizit, die Börsenlagerbestände sinken. Zeigen die jüngst in China beschlossenen Investitionsmaßnahmen Wirkung, dürfte der Metallsektor weiter profitieren – und mit ihm die rohstoffproduzierenden Schwellenländer.
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