„US-Verbraucher sollten den Moment genießen“

Zurzeit ist zwar noch alles in Ordnung, aber die internationalen Wirtschaftsaussichten trüben sich ein. Im zweiten Quartal hat die Weltkonjunktur etwas nachgelassen. Das starke Wachstum Chinas, des Euroraums und Japans im letzten Jahr und Anfang 2018 ist leicht zurückgegangen.

Aussichten außerhalb der USA trüben sich ein

Die USA blieben davon bislang verschont. Weltweit abnehmende Liquidität, höhere und wettbewerbsfähigere Anleiherenditen sowie die weltweit steigende Verschuldung verdüstern das Bild etwas, aber aus meiner Sicht werden die Folgen erst 2019 spürbar sein. 2018 dürfte alles gut bleiben.

Da die US‐Wirtschaft offenbar nicht vom weltweiten Wachstumsrückgang betroffen ist, halte ich US‐Aktien zurzeit für interessanter als Papiere aus Europa und Japan. Viele Small Caps und Mid Caps mit starkem US‐Geschäft profitieren vom steigenden Konsum und niedrigeren Unternehmenssteuern.

Ermutigend ist auch, dass die Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf Basis der erwarteten Gewinne gefallen sind, zumal dies am enormen Anstieg der Unternehmensgewinne in diesem Jahr liegt. Zugleich halte ich es für sinnvoll, das Engagement in europäischen und japanische Aktien zu verringern. Hier verschlechtert sich das Umfeld für Verbraucher und Anbieter gleichermaßen.

Druck auf Wirtschaft

Die Eintrübung der Wirtschaft außerhalb der USA und die jüngste Erholung des US‐Dollars bedeuten aber nichts Gutes. Ein stärkerer Dollar dürfte die Gewinne großer Multinationals belasten, die einen Anteil von 40 Prozent am S&P 500 haben. Die meisten Unternehmen der breiter gefassten Indizes sind aber eher binnenorientiert. Ihnen dürfte die schwache Inflation sowie niedrige, aber steigende Zinsen zu Gute kommen.

In der zweiten Jahreshälfte dürften die steigenden Löhne die Gewinnmargen belasten und allmählich ein leichter Inflationsdruck entstehen. Die Renditen kürzerlaufender US‐Anleihen werden wohl etwas steigen. Ich halte aber die jüngste Schwäche von Investmentgrade‐Anleihen für einen guten Einstiegszeitpunkt für Investoren mit hohen Barmittelbeständen.

Aus meiner Sicht wird das nachlassende Wachstum außerhalb der USA den Öl‐ und Gaspreisanstieg bremsen. Auch die Preise von Metallen und anderen Zwischenprodukten dürften weniger stark steigen und einen zu starken Inflationsanstieg verhindern. Die Kurzfristzinsen werden vermutlich noch eine Weile steigen, bevor sie wieder zurückgehen.

Vorsichtiger Optimismus ratsam

Es ist selten klug, den perfekten Ein‐ oder Ausstiegszeitpunkt für Aktien und Anleihen zu suchen. Investoren sollten aber in diesem Sommer die Saisoneffekte im Auge behalten. In den Sommermonaten entwickeln sich die Märkte meist seitwärts oder leicht negativ. In den Jahren mit Zwischenwahlen in den USA sind sie häufig gefallen. In diesen Jahren haben sie ihre Verluste in den letzten zwei Monaten des Jahres aber oft wieder aufgeholt.

So gute Fundamentaldaten wie zurzeit hat man in den USA selten gesehen, aber man sollte nicht vergessen, dass kein Zyklus ewig dauert. Im langfristigen Vergleich sind Aktien derzeit hoch bewertet. Deshalb ist Vorsicht angeraten. US‐Verbraucher sollten jedoch den Moment genießen. Die Zeiten sind gut.

James Swanson ist MFS Chief Investment Strategist

Foto: MFS

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