Von wegen Dividendenregen, die Quirin Privatbank stellt Dividenden-Strategien kein gutes Zeugnis aus. Die Bank hat die Performance von Dividenden-Indizes mit ihren Gesamtmarkt-Pendants verglichen und einige Schwachstellen von Dividenden-Strategien entdeckt.
Anleger, die auf Dividenden-ETFs setzen, müssen mit einer Wertentwicklung rechnen, die unter den Renditen der entsprechenden Vergleichsindizes liegt. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Quirin Privatbank, die sowohl deutsche wie auch internationale Aktienindizes einbezog. Die Analysedaten umfassen einen Zeitraum von zehn Jahren, um zwischenzeitliche Schwankungen und Sondereffekte auszuschließen.
Dividenden-Strategien haben vielfach nicht funktioniert
„Die Idee, über Dividenden-Strategien besonders attraktive Renditen zu erzielen, hat bislang vielfach nicht funktioniert“, so Kai Hattwich, Senior Portfolio Manager und ETF-Experte der Quirin Privatbank.
„Gerade in der aktuellen Dividendensaison, in der rund 36 Milliarden Euro an Dividenden allein von den 30 deutschen Dax-Unternehmen ausgeschüttet werden, könnte der Eindruck entstehen, das sei eine gute Investment-Strategie. Doch die Ergebnisse unserer Analyse sprechen klar dagegen.“
Das zeige sich zum Beispiel im Dax. Hier untersuchte die Bank zwei Dividenden-Indizes. Während einer auf 5,57 Prozent Rendite gekommen sei, habe der zweite mit 2,05 Prozent nicht einmal bei die Hälfte der Dax-Performance von 5,84 Prozent erreicht. Auch international ausgerichtete Dividenden-Indizes würden in der Mehrzahl der Fälle nicht mit der Entwicklung der entsprechenden Vergleichsindizes mithalten.
Dividenden-Indizes bleiben hinter Gesamtmarkt zurück
So untersuchte die Quirin Privatbank vier Indexstrategien, die weltweit in Dividendenpapiere von Unternehmen aus Industrieländern investieren. Keiner der Indizes habe die Zehn-Jahres-Performance des MSCI World von 8,78 Prozent erreicht.
„Diese Zahlen zeigen, dass Anleger eher vorsichtig sein sollten, wenn es um Dividenden-Strategien geht. Auch neigen viele Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütten, mittel- und langfristig zu geringerem Wachstum als Unternehmen, die ihre Gewinne reinvestieren“, so Hattwich.
Weniger breit gestreut
Ein Problem der Dividenden-Strategien ist laut Hattwich, dass sie weniger breit investieren als die entsprechenden Gesamtindizes. „Durch die geringere Streuung sind sie anfälliger für die Kursausschläge einzelner Aktien.“
Im Dax sind 30 deutsche Unternehmen vertreten, der äquivalente Dividenden-Index zählt hingegen nur etwa die Hälfte an Papieren. Ähnlich verhalte es sich im Euro Stoxx 50, im MSCI World finde sich sogar eine noch geringere Teilmenge.
Aber auch wenn die Streuung breiter ausfällt, gebe es große Unterschiede in der Performance, beispielsweise bei europäischen Aktien. Während ein Fonds, der in 30 Dividenden-Werte des Euro Stoxx 50 investiert, mit 0,85 Prozent lediglich knapp ein Drittel der Index-Rendite von 2,34 Prozent erziele, habe eine andere Indexstrategie, die auf kleinere europäische Titel setzt, diesen Index mit einem Zehn-Jahres-Ertrag von 5,71 Prozent deutlich schlagen können.
Investiert in Werte mit schwachem Kursverlauf
„Diese riesigen Unterschiede zeigen die grundsätzlichen Probleme von Dividenden-Strategien. Systematisches Investieren, das auf wissenschaftlicher Basis attraktive Renditen mit möglichst geringem Risiko erzielt und von der allgemeinen Marktentwicklung profitiert, ist mit diesem Ansatz kaum möglich. Anleger sollten vielmehr die Gesamtrendite im Blick behalten. Deshalb sind Papiere und Anlagestrategien, die auf den Gesamtmarkt setzen, Dividenden-Investments unserer Meinung nach vorzuziehen“, schlussfolgert Hattwich.
Hinzu kommt, dass die Kurse der Dividenden-Strategien laut der Analyse der Quirin Privatbank deutlich stärker schwanken als der Gesamtmarkt. „Da zudem die relative Ausschüttung eines Unternehmens gerade dann besonders hoch ist, wenn der Aktienkurs schwächelt, besteht mit einem Dividenden-Ansatz immer die Gefahr, dass Anleger besonders stark in Werten mit schwachem Kursverlauf investiert sind“, erläutert Hattwich.
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