Davos: Kritik am Weltwirtschaftsforum

Heute beginnt das 49. Weltwirtschaftsforum in Davos unter der Überschrift: „Globalisierung 4.0: Auf der Suche nach einer globalen Architektur im Zeitalter der Vierten Industriellen Revolution“. Kritik gibt es nicht nur an Besuchern wie dem brasilianischen Präsidenten Bolsonaro, sondern auch am Motto.

Alphorn players leave the stage before the opening session in the Congress Hall the first day of the 49th Annual Meeting of the World Economic Forum, WEF, in Davos, Switzerland, Tuesday, January 22, 2019. The meeting brings together entrepreneurs, scientists, corporate and political leaders in Davos under the topic "Globalization 4.0" from 22 - 25 January 2019. (KEYSTONE/Laurent Gillieron) |
Alphornisten verlassen vor der Eröffnungssitzung des 49. Weltwirtschaftsforum in Davos die Bühne.

Ohne Donald Trump, Emmanuel Macron und Theresa May beginnt heute in Davos die 49. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums. Erwartet wird die erste größere Rede des rechtspopulistischen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Mittwoch in Davos erwartet. Außer Merkel reisen mehrere Minister sowie CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer an.

Bei der Tagung diskutieren mehr als 3.000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über Lösungen für internationale Probleme wie Klimawandel, Cyberattacken und Handelskriege. Die Tagung steht in diesem Jahr unter dem Motto „Globalisierung 4.0: Auf der Suche nach einer globalen Architektur im Zeitalter der Vierten Industriellen Revolution“.

Klimawandel nicht im Fokus

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan forderte, das Treffen müsse den Klimawandel stärker in den Fokus nehmen. „Man kann nicht über Globalisierung oder über industrielle Revolution 4.0 reden, ohne den Klimawandel als Rahmenbedingung zu setzen und zu verstehen.“

In mehreren Schweizer Städten hatte es am Wochenende Demonstrationen gegen das WEF, aber auch gegen den Besuch des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro gegeben. Kritiker werfen dem Ex-Militär rassistische, sexistische und schwulenfeindliche Äußerungen vor. Zudem erwägt Bolsonaro den Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen.

Unsicherheit in Brasilien

Anleger hoffen indes auf eine liberale Wirtschaftspolitik des Mannes, der bereits kurz nach seinem Amtsantritt zum Jahreswechsel die Privatisierung einer Reihe von Flug- und Seehäfen ankündigte. Die Finanzmärkte begrüßten den Regierungswechsel in Lateinamerikas größter Volkswirtschaft mit kräftigen Kursgewinnen.

Allerdings ist noch immer unklar, welchen Kurs der in Wirtschaftsfragen unerfahrene neue Präsident einschlagen wird. Sein Wirtschaftsminister Paulo Guedes will als Anhänger der Chicago-Schule das Rentensystem privatisieren, Steuern senken und Staatsbetriebe wie den mächtigen Ölkonzern Petrobras privatisieren. Die Militärs in Bolsonaros Umfeld setzen hingegen auf staatlich gelenkte Schlüsselindustrien. (dpa-AFX)

Foto: KEYSTONE/Laurent Gillieron

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