Die Liebe Amerikas zu Europa scheint mächtig abgekühlt und neue Liebhaber lassen sich nur schwer finden. Der Alte Kontinent ist deshalb gut beraten, eine nachhaltige Strategie zu entwickeln, damit es sich auch zukünftig in der Welt behaupten kann. Die Halver-Kolumne
Seit dem II. Weltkrieg hatte sich unser Kontinent an ein intaktes politisches Leitplankensystem gewöhnt. Die USA übernahmen die Rolle des geopolitischen Weltpolizisten und ließen uns auch noch wirtschaftlich aufblühen. So produzierte und exportierte Deutschland das, was Amerika konsumierte. Amerika tat dies freilich nicht selbstlos, denn Deutschland war ein geostrategisch wichtiger Frontstaat zum Warschauer Pakt.
„Amerika hat keine dauerhaften Freunde oder Feinde, nur Interessen“ (Henry Kissinger)
Heute ist die heiße Liebe Amerikas zu Europa abgekühlt wie das aktuelle Wetter. Noch vor kurzem twitterte US-Präsident Trump „Europa ist mir egal“. Amerika geht jetzt mit dem pazifischen Raum fremd. Dort sitzen die aufstrebenden Schwellenländer, die man nicht dem neuen, post-sowjetischen Erzfeind China überlassen will. Im Vergleich dazu ist Europa unbedeutend geworden. Warum sollte man uns also handelspolitisch weiter hochleben lassen. Aufgrund dieser grundsätzlich veränderten Interessenlage bezweifle ich, dass ein in spätestens sechs Jahren neuer US-Präsident oder eine neue US-Präsidentin sich in Europa wiederverliebt. Nur die Worte werden netter.
Könnte China zur neuen großen Liebe für Europa werden? Vorsicht! In Peking denkt man wohl eher an eine eigennützige Vernunftehe. Man will immer nur unser Bestes, vor allem unser Industrie- und Technologie-Know-how. Für umgekehrte Begehrlichkeiten an der Mitgift ist die chinesische Mauer jedoch ziemlich undurchlässig. China denkt vor allem nur an einen, an sich.
Seite zwei: Europa kakophonisch wie ein Hühnerhof