Die Wirtschaft in der Eurozone ist im ersten Quartal 2019 dank des kräftigeren privaten Konsums um 0,4 % gewachsen und damit höher ausgefallen als zu Jahresbeginn erwartet.Trotz dieses positiven Impulses zu Jahresbeginn hält KfW Research an der Wachstumsprognose für das laufende Jahr in der Währungsunion fest.
Demnach wird sich die Dynamik des ersten Quartals nicht fortsetzen. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass sich das Wachstum im laufenden Quartal auf 0,2 % abflacht.
Grund hierfür ist das angespannte internationale Umfeld, das zu einem Stimmungstief in der Industrie führt. Auch die Auslandsnachfrage fällt mager aus, weshalb sich keine Wende zum Besseren abzeichnet.
Binnenwirtschaft ist für Widerstandsfähigkeit der Eurozone wichtig
Daher sieht KfW Research eine hohe Relevanz der Binnenwirtschaft für die Widerstandsfähigkeit der Eurozone. Hinsichtlich des stabilen Beschäftigungszuwachs und einer niedrigen Arbeitslosenquote von 7,6 %, zeichnet sich ein positiver Trend ab. Zudem ist davon auszugehen, dass die EZB die Leitzinsen niedrig halten wird.
Die neue Serie langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO III) verfolgt darüber hinaus den Zweck, die Transmission der Geldpolitik und damit die günstige Finanzierungsbedingungen in allen Mitgliedsländern zu sichern. Das stützt die Investitionen.
KfW Research geht von einem Anstieg des realen BIP von 1,1 % in diesem und 1,5 % im kommenden Jahr aus. Voraussetzung hierfür ist allerdings das Abflauen des außenwirtschaftlichen Gegenwinds und die Erholung der Industrie zum Ende dieses Jahres.
„Eine Garantie darauf gibt es aber nicht“
Angesichts der aktuellen Verschärfung des amerikanisch-chinesischen Handelskonflikts und der Androhung neuer Strafzölle gegen Mexiko unterliegt diese Annahme großer Unsicherheit. Dazu kommen die im Zuge des geplanten Rücktritts der britischen Premierministerin gestiegene Gefahr eines harten Brexits und die sich abzeichnenden, erneuten Streitigkeiten um den fiskalpolitischen Kurs Italiens.
„Noch können wir uns auf die Widerstandsfähigkeit der Binnenwirtschaft verlassen. Eine Garantie darauf gibt es aber nicht. Für die europäische Konjunktur sind die nicht enden wollenden politischen Störfeuer ein immenses Risiko. Je länger sich dadurch die Trendwende im Industriesektor verzögert, umso wahrscheinlicher wird eine Beeinträchtigung des Arbeitsmarkts und damit der Gesamtwirtschaft“, sagt KfW-Ökonomin Stephanie Schoenwald.
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