Wie funktionieren Bitcoin und Co.? Warum ist die Blockchain in aller Munde? Können Kryptowährungen Gold ersetzen? Diese und mehr Fragen beantwortet die Cash.-Online-Reihe zum Thema Kryptowährungen. Teil 1: Interview mit Claus Vogt und Roland Leuschel.
Sie haben jahrelang einen Börsenbrief geschrieben. Wann haben Sie sich das erste Mal mit dem Thema Kryptowährungen befasst?
Vogt/Leuschel: Das ist schon viele Jahre her. Damals habe ich den Kauf und eine Kaufempfehlung verworfen, weil die Risiken in einem völlig ungeregelten Markt zu groß sind. Die Frage nach der Seriosität der Betreiber von Krypto-Börsen und Krypto-Wallets ließ sich nicht beantworten. Es war, als würde ich einem Wildfremden, von dem ich nur eine E-Mail-Adresse habe, Geld anvertrauen. Viel hat sich daran inzwischen übrigens nicht geändert: Und Betrug, Diebstahl und Pleiten hat es ja auch schon reichlich gegeben. Darüber hinaus habe ich Kryptowährungen damals nicht als potenzielle Spekulationsobjekte gesehen oder erkannt, sondern als Alternative zu Geld. Und diesen Test haben sie aus den oben genannten Gründen nicht bestanden.
Warum sind Kryptowährungen relevant genug für Sie, um ein Buch über dieses Thema zu schreiben?
Vogt/Leuschel: Sie sind aus drei Gründen relevant. Erstens hat der sehr starke Kursanstieg zu großem Interesse der Anleger geführt, denen wir das nötige Basiswissen vermitteln wollen, das sie benötigen, um zu entscheiden, ob sie die Risiken, die mit dem Kauf von Kryptowährungen einhergehen, tragen wollen oder nicht.
Zweitens wurden und werden Kryptowährungen werblich sehr häufig in die Nähe von Gold gerückt. Man konnte sogar immer wieder lesen, Kryptowährungen seien das bessere Gold. Da ich Gold als Absicherung gegen die sehr hohen Risiken des Währungssystems empfehle, ist es mir wichtig, dass meine Leser die gravierenden Unterschiede zwischen Gold und Kryptos kennen und sich nicht in die Irre führen lassen. Ich habe selbstverständlich nichts dagegen, wenn Anleger mit Kryptowährungen spekulieren. Sie sollten aber wissen, was sie tun, und sich nicht vorgaukeln lassen, Kryptos wären ähnlich sicher wie Gold.
Drittens schließlich hat sich mir immer mehr der Gedanke aufgedrängt, dass Kryptowährungen vielleicht gar keine Graswurzelbewegung sind. Der Staat wird sein Geldmonopol nicht kampflos aufgeben. Im Gegenteil, er wird nichts unterlassen, um dieses Monopol nie wieder zu verlieren. Klar ist ebenfalls, dass der Staat die Geldbewegungen seiner Untertanen immer enger kontrollieren möchte, bis hin zu einem Bargeldverbot. Nun passen Bargeldverbot und Kryptowährungen perfekt zueinander. Das macht mich sehr misstrauisch, zumal inzwischen die IWF-Chefin Lagarde, die in höchstem Maße etatistisch denkt, staatliche Kryptowährungen fordert.
Warum sollten Anleger mehr über dieses Thema wissen?
Vogt/Leuschel: Als Anleger sollten sie gut informiert sein, damit sie fundierte Entscheidungen treffen können. Als Staatsbürger sollten sie die große Gefahr kennen, die von staatlichen Kryptowährungen ausgeht.
Welche Risiken sind das?
Vogt/Leuschel: In Kombination mit der Abschaffung von Bargeld würde die völlige Überwachung und Kontrolle jeglichen Zahlungsverkehrs und damit auch des Konsumverhaltens möglich. Darüber hinaus könnten staatliche Kryptowährungen in beliebiger Höhe mit sogenannten negative Zinsen ausgestattet werden, also einer Steuer auf Geld, das nicht ausgegeben oder angelegt wird.
Die Finanzanalysten Claus Vogt und Roland Leuschel sind Autoren des Börsenbriefes „Krisensicher Investieren“ sowie des Buches: „Bitcoin & Co.“.
Interview: Katharina Lamster
Foto: Krisensicher Investieren
Dieses Interview ist der erste Beitrag unserer Reihe zum Thema Kryptowährungen. Hier finden Sie weitere Beiträge: