Wie sollten sich Anleger in diesem Jahr an den Märkten positionieren, was ist in Sachen Nachhaltigkeit geplant, wie sieht die Vertriebsstrategie aus. Über diese Themen sprachen wir mit Evi C. Vogl, Sprecherin der Geschäftsführung von Amundi Deutschland. Teil 2 des Interviews
Blicken wir auf 2019 und die Erwartungen, die Sie an dieses Jahr haben.
Vogl: Die gute Nachricht ist, die Welt wird sich weiter drehen! Aber Spaß beiseite, das Jahr 2018 war schon sehr herausfordernd und 2019 wird sicherlich nicht viel leichter werden. Die Weltwirtschaft dürfte unserer Einschätzung nach zwar weiterhin wachsen, allerdings bei deutlich schwächerer Wachstumsdynamik. Die USA sollten sich dabei wegen der fiskalpolitischen Effekte erneut positiv absetzen – zumindest noch im ersten Halbjahr. Gleichzeitig belasten aber auch verschiedene politische Themen die Märkte, beispielsweise der Handelsstreit zwischen den USA und China oder der anstehende Brexit.
Zudem dürfte die restriktivere Notenbankpolitik der Fed und zuletzt auch der EZB die Finanzmärkte beeinflussen. Insgesamt haben wir also ein Umfeld, in dem eine deutlich höhere Volatilität zu erwarten ist. Das heißt, wir werden in diesem Jahr wohl wieder schwierige Marktphasen erleben, mit wie gesagt deutlich schwächerer Wachstumsdynamik.
Was folgt daraus für den Anleger?
Vogl: Im Multi-Asset-Bereich gilt es, noch weiter zu diversifizieren und zu versuchen, möglichst wenig direktionales Risiko zu nehmen. Entsprechend sollten Absicherungsstrategien im Vordergrund stehen, um mögliche Rückschläge an den Börsen besser verkraften zu können. Im Fixed-Income-Segment gibt es jetzt sicherlich im US-Markt Chancen. Es kann durchaus wieder eine längere Duration gewählt werden. Wir glauben, dass im nächsten Jahr der Zenit der Zinserhöhung durch die Fed erreicht sein wird.
Ansonsten sollten Anleger im Rentenbereich möglichst breit investiert sein, sodass sämtliche Segmente und Währungen zum Einsatz kommen, um einen positiven Ertrag zu erreichen. Aber auch dort sprechen wir eher über ein bis zwei Prozent denn über drei bis fünf Prozent. Bei Aktien ist es unserer Einschätzung nach wichtig, vergleichsweise vorsichtig anzulegen und verstärkt auf Value-Aktien zu setzen. Die Zeit für Tech-Aktien neigt sich deutlich dem Ende zu.
Im Emerging-Market-Bereich sollten sich Anleger sicherlich sehr selektiv überlegen, ob man den Zinsaufschlag mitnimmt. Dort ist aktives Management Trumpf. Man sollte in dieser Assetklasse nicht über passive Investments reingehen, da muss man wirklich sehr, sehr selektiv vorgehen.
Und über die USA haben wir schon gesprochen. In Summe würde ich sagen: Risiken rausnehmen, Fokus auf defensive Werte und Qualitätsnamen bei den Aktien legen, die Duration etwas anheben – hier vor allem in den USA. Das sind zusammenfassend die Ideen, die Strategien, mit denen wir in das Jahr 2019 starten.
Seite zwei: Brexit und Bekanntheit