Gabor Steingart, Journalist und Buchautor und ehemaliger Herausgeber des „Handelsblattes“ kritisiert die EZB-Politik. Die Bilanz der EZB sei allein durch Wertpapier- und Anleihekäufe zwischen 2014 und 2017 um mehr als zwei Billionen Euro auf 4,5 Billionen Euro gestiegen.
EZB erweist Bärendienst
„Es gibt kein ökonomisches Lehrbuch auf der Welt, das eine derartige Therapie empfiehlt. Wir sind – ohne dass darüber in irgendeinem europäischen Parlament jemals abgestimmt worden wäre – Teilnehmer eines welthistorisch einmaligen Experiments. Das geht genau so lange gut, bis es schiefgeht“, warnt Steingart.
Kritisch äußert sich auch Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch. Ob das schwächere Wirtschaftswachstum zyklische, strukturelle oder politische Ursachen habe, sei noch unklar.
„Mit ihrer gestrigen Entscheidung, bereits in der Phase einer vermeintlichen Wachstumsdelle ein neues langlaufendes Kreditprogramm für die europäischen Banken zu starten, erweist die EZB den Kapitalmärkten sprichwörtlich einen Bärendienst“, sagt Böckelmann. Die übertriebene Reaktion der EZB verstärke die Unsicherheit und zerstöre das Vertrauen in eine nachhaltige Geldpolitik. (kl)
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