Kein Präsident ist für seinen Twitteraccount so bekannt wie Donald Trump. Nun beweist er wieder, dass seine Verhandlungsführung nur begrenzte Reichweite hat. Scheitert das Abkommen mit China, könnte die europäische Wirtschaft leidtragend sein.
Kommentar von Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock.
Das, was der amerikanische Präsident am Wochenende per Twitter geliefert hat, war wieder mal ein echter Trump.
Kaum hatte sich überall, nicht zuletzt an den Aktienmärkten, Zuversicht bezüglich des absehbaren Handelsabkommens zwischen den USA und China breit gemacht, packte der unberechenbare Hausherr von 1600 Pennsylvania Avenue in Washington die Keule aus.
Was Trump auf Twitter der Welt mitteilt
Der Handelsdeal dauere viel zu lange, verlautete es in einem seiner nächtlichen Tweets, und Schuld seien die Chinesen mit ihrem Versuch, nachzuverhandeln.
Deshalb werden jetzt am Freitag die bisher mit „nur“ 10% Zöllen belegten chinesischen Lieferungen in Höhe von 200 Mrd. Dollar mit 25% belegt, ebenso wie die Importe in Höhe von 50 Mrd. Dollar, bei denen dieser Tarif bereits seit einiger Zeit greift.
Außerdem stellte Trump in den Raum, dass die bisher komplett von Zöllen ausgenommenen sonstigen Lieferungen, Gesamtvolumen etwa 325 Mrd. Dollar, schon bald ebenfalls Importzöllen unterworfen werden könnten.
Frust auf chinesischer Seite
Der Wutausbruch des reizbaren Präsidenten erscheint auf den ersten Blick überraschend, war doch für morgen der Besuch einer umfangreichen (die Rede ist von rund 100 Personen) chinesischen Delegation in Washington geplant gewesen.
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