Immer mehr Emittenten steigen in den Markt für grüne Finanzierungen ein. Das Neuemissionsvolumen bei Green Bonds war im vergangenen Jahr so hoch wie nie zuvor. Für Anleger bieten sie gegenüber anderen nachhaltig orientierten Investments einige Vorteile. In Form von ETFs sind sie zudem besonders kostengünstig. Ein Kommentar von Heike Fürpaß-Peter, Lyxor Asset Management.
In den ersten drei Quartalen 2019 ist das Neuemissionsvolumen von Green Bonds im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 67 Prozent gestiegen. Grund dafür: Die meisten Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass der Umweltschutz angesichts des Klimawandels immer mehr an Bedeutung gewinnt. Doch entsprechende Projekte müssen finanziert werden. Darüber hinaus können sich Unternehmen kaum noch dem Druck von Politik und Gesellschaft entziehen, die den Klimawandel zunehmend ernster nehmen.
Auch Investoren beziehen den Aspekt der Nachhaltigkeit immer häufiger in ihre Investitionsentscheidungen mit ein. Das ist politisch so gewollt. 2018 hat die Europäische Kommission den „Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums im Rahmen der Kapitalmarktunion“ verabschiedet. Ziel der darin enthaltenen Initiativen ist es, Kapitalströme auf nachhaltige Investitionen umzulenken, um so den Klimaschutz zu finanzieren. Die Regierungen haben damit den Finanzmarkt zu einem der wichtigsten Hebel bei der Eindämmung des CO2-Ausstoßes erhoben.
Green Bonds sind dafür ein gutes Mittel, denn die Erlöse aus diesen Anleihen dürfen ausschließlich für die Finanzierung umweltfreundlicher Projekte und Anlagen verwendet werden. Das schafft Vertrauen bei Investoren, die sich sicher sein können, dass ihre Gelder in ihrem Sinne verwendet werden. Bislang fehlen weitgehend noch standardisierte Kriterien für Finanzprodukte, mit denen sich die Nachhaltigkeit eines Unternehmens einordnen lässt. An einer entsprechenden Taxonomie wird derzeit noch gefeilt. Dagegen sind die Merkmale für Green Bonds deutlich definiert.
Tatsächlich ist der Green Bond-Markt das wohl am stärksten standardisierte Segment auf dem Markt nachhaltiger Investments. Green Bonds werden immer anhand standardisierter Regelwerke begeben. Meist werden die Green Bond Principles (GBP) der International Capital Market Association (ICMA) zu Grunde gelegt. Manchmal werden auch andere Regelwerke herangezogen wie die der Climate Bonds Initiative (CBI), eine anlegerzentrierte gemeinnützige Organisation. Diese legt den Fokus darauf, Fremdkapitalmärkte für Anlagelösungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu mobilisieren. Bei den meisten dieser mittels freiwilliger Verfahren zertifizierten Green Bonds erfolgt anschließend noch eine zweite Beurteilung durch qualifizierte Agenturen oder Prüfer.
Die konsensbasierte Standardisierung und der strikte Kriterienkatalog der CBI haben den Weg für kostengünstige ETFs geebnet. Diese können mittlerweile auf einer Vielzahl von Nachhaltigkeitsindizes aufsetzen, die ausschließlich Titel von Unternehmen enthalten, die nachweislich nachhaltig wirtschaften. Das ESG-Team des MSCI zum Beispiel überprüft dafür weltweit mehr als 6.000 Unternehmen. So entwickelt der Indexanbieter nachhaltige Indizes, die ausschließlich Titel von Unternehmen enthalten, die bei der Einhaltung der ESG-Faktoren in ihren Branchen führend sind.
Noch einen Schritt weiter geht das Trend-Leader-Konzept: Hier wird nicht nur das ESG-Profil eines Unternehmens bestimmt, sondern auch berücksichtigt, wie sich sein Rating im Verlaufe der Zeit verändert. Firmen, die ihr Rating verbessern, erhalten eine höhere Punktzahl („Score“). Im Index kann dies anschließend zu einer besseren Bewertung führen.
Und das gilt nicht nur für Aktien. Über den Solactive Green Bond Index beispielsweise können Anleger umweltfreundliche Projekte unterstützen, die den Klimawandel bremsen und die Umwelt schonen sollen. Der Index enthält nur Anleihen, die von der CBI klassifiziert und anerkannt wurden. Und da nicht nur Indexanbieter, sondern immer mehr Rating-Agenturen ESG-Daten bereitstellen, können ETF-Strategien sogar noch erweitert werden, etwa durch ein zusätzliches ESG-Screening auf Emittentenebene. So können Anleger sicher sein, dass ihr Green Bond-Portfolio keine Emittenten beinhaltet, die in die Gewinnung von fossilen Brennstoffen und Kernenergie involviert oder in umstrittene Geschäftsaktivitäten beziehungsweise Verstöße gegen den UN Global Compact verstrickt sind.
Neben der Standardisierung von Green Bonds, die den Anlegern eine hohe Sicherheit gibt, spricht die Transparenz des Verwendungszwecks für Green Bond-ETFs: Gerade Investoren, die ihr Geld vorzugsweise in ESG-konforme Produkte investieren, möchten wissen, in welche Projekte es fließt. Wie bei allen passiven ETFs veröffentlicht Lyxor die Portfoliobausteine auf seiner Webseite.
Hier lässt sich nachverfolgen, für welche Zwecke die Erlöse verwendet werden. Darüber hinaus informieren monatliche Berichte mit ausführlichen Klima- und ESG-Kennzahlen der Fonds, welche Wirkung ihre Investments erzielen. Dazu gehören auch greifbare Zahlen zu der Höhe der CO2-Emissionen, die durch die Green Bond-ETFs von Lyxor vermieden werden.
Hinzu kommen die Kostenvorteile von ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds, die über höhere Gebühren ihre Research-Kosten und die Gehälter der Analysten decken müssen. Dabei bieten gerade Manager aktiver Green Bond-Fonds nicht unbedingt bessere risikobereinigte Renditen. Einige aktiv verwaltete Green Bond-Fonds greifen auf das sogenannte „Closet Tracking“ zurück, mit dem ein aktiv verwalteter Fonds letztlich ebenfalls indexnah investiert ist.
Ein echtes indexbasiertes Investment ist jedoch für einen Bruchteil der Kosten zu haben. Anleger in Green Bond-ETFs können also nicht nur auf die nachhaltige Verwendung ihrer investierten Gelder vertrauen, sie profitieren auch von den Vorzügen, über die ETFs im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds verfügen.
Heike Fürpaß-Peter ist Head of Sales Lyxor ETF Deutschland und Österreich bei Lyxor Asset Management.
Foto: Lyxor