Der Hamburger Hafen hat in den ersten sechs Monaten des Jahres einen deutlichen Einbruch beim Containerumschlag erlitten. Mit 4,5 Millionen Standardcontainern (TEU) gingen 6,8 Prozent weniger Boxen über die Kaikanten als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte die Marketinggesellschaft des Hafens am Montag mit.
Ursachen waren starke Rückgänge im Handel mit China (minus 10,9 Prozent) und Russland (minus 35,9 Prozent). China ist mit Abstand der größte Handelspartner des Hafens.
„Der gesamte Außenhandel Chinas ist im ersten Halbjahr um 6,9 Prozent geschrumpft“, sagte Vorstand Axel Mattern. Diese schwache Entwicklung werde besonders bei den Exporten aus China nach Europa durch den teuren Yuan geprägt. Das verteuerte für europäische Importeure die Einfuhr chinesischer Waren. Mittlerweile arbeitet die chinesische Regierung an der Abwertung ihrer Währung, doch das konnte sich noch nicht im Handelsvolumen niederschlagen.
Im Containerverkehr mit Russland wirkten sich nicht nur die Handelssanktionen aus, sondern auch der schwache Rubel, der Verfall der Ölpreise und die wirtschaftliche Rezession. „Die Konsum- und Investitionsbereitschaft in Russland lassen deutlich nach“, sagte Vorstand Ingo Egloff. Der Hafen rechnet nicht mehr damit, erstmals mehr als zehn Millionen TEU umzuschlagen, sondern erwartet für das Gesamtjahr jetzt nur noch neun Millionen TEU.
Hamburg besonders betroffen
Hamburg ist im Vergleich zu den großen Konkurrenzhäfen besonders betroffen, weil viele Container aus Asien auf kleinere Schiffe verladen und in die Ostsee transportiert werden. Die Rückgänge hätten nicht durch die erfreuliche Entwicklung der landseitigen Verkehre ausgeglichen werden können, die um 2,3 Prozent auf den neuen Rekordwert von 2,9 Millionen TEU zulegten.
Weil gleichzeitig der Umschlag von Massengut wie Kohle und Getreide um 12,3 Prozent zulegte, ging der gesamte Seegüterumschlag in Hamburg nur um 2,5 Prozent auf 70,8 Millionen Tonnen zurück. Für das Gesamtjahr rechnet der Hafen nun mit einem Umschlag von 141 Millionen Tonnen, nach 146 Millionen Tonnen im Vorjahr.
Trend zu Großschiffen
Weiter anhaltend sei der Trend zu Großschiffen, erklärten die beiden Vorstände. Mehr als 300 kamen allein im ersten Halbjahr nach Hamburg. Das unterstreiche die Notwendigkeit der geplanten Elbvertiefung, weil die Schiffe dann bis zu 1.800 beladene Container zusätzlich transportieren könnten. „Wir befinden uns in einem intensiven Wettbewerb mit Großhäfen wie Rotterdam und Antwerpen“, sagte Mattern.
Quelle: dpa-AFX
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