Die Finanzaufsicht Bafin sorgt sich angesichts des anhaltenden Zinstiefs um Deutschlands Banken. Das gefühlt ewige Zinstief lasse die Ertragsbasis der Institute langsam aber sicher erodieren. Die Belastungen geben viele Banken bereits an ihre Unternehmenskunden oder große Investoren wie Fonds weiter.
„Für den Bankensektor wird die derzeitige Zinspause mehr und mehr zu einer bedrohlichen Durststrecke“, sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Felix Hufeld, bei einer Bankentagung am Donnerstag in Frankfurt. „Das gefühlt ewige Zinstief lässt die Ertragsbasis der Institute langsam aber sicher erodieren.“
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum auf Null gesenkt, für Einlagen der Geschäftsbanken bei der Notenbank werden 0,4 Prozent Strafzinsen fällig. Die Kosten dafür geben viele Banken bereits an ihre Unternehmenskunden oder große Investoren wie Fonds weiter. Das Gros der Privatkunden bleibt indes bisher verschont, nur einzelne Institute – etwa die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee – verlangen von reichen Sparern Strafzinsen.
Höhere Gebühren für Privatkunden
Über kurz oder lang könnten aber auch auf Durchschnitts-Sparer Strafzinsen zukommen. „Ich glaube, dass für den normalen Girokontenkunden, für den normalen Sparkunden negative Zinsen Konsequenzen haben werden, die wir alle nicht wollen“, sagte Postbank-Chef Frank Strauß. Er halte Strafzinsen für Privatkunden für unwahrscheinlich, „aber man darf in dem aktuellen Umfeld niemals nie sagen“. Der Chef des genossenschaftlichen Spitzeninstituts DZ Bank, Wolfgang Kirsch, warnte vor den Folgen von Strafzinsen für Privatkunden: „Dann kommen ja auch schnell Trotzreaktionen.“ Kunden könnten Geld abheben oder zur Konkurrenz wechseln.
In vielen Fällen müssen Privatkunden bereits höhere Gebühren zahlen etwa für Überweisungen oder Bankkarten. „Die Nachfrage nach Schließfächern hat sehr stark zugenommen“, merkte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, an. „Aus meiner Sicht ist auch das ein Warnsignal.“
Geldpolitik an der Grenze ihrer Wirksamkeit
Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber sieht die Geldpolitik nach Jahren extrem niedriger Zinsen an der Grenze ihrer Wirksamkeit. „Notenbanken sind heute sehr stark zum Reparaturbetrieb der Politik und der Finanzmärkte verkommen“, sagte Weber, der heute Präsident des Verwaltungsrates der Schweizer Großbank UBS ist. Die Geldschwemme erreiche ihr Ziel nicht. „Ich war immer skeptisch gegenüber negativen Zinsen, weil ich glaube, dass sie mehr Schaden als Nutzen bringen.“
Die Kreditwirtschaft müsse dringend Antworten finden, mahnte Hufeld – auch über mehr Zusammenarbeit. „Fusionen können helfen, Kosten zu senken, ein Allheilmittel sind sie allerdings nicht“, sagte der Bafin-Präsident. Aus zwei schwachen Instituten würde nicht automatisch ein starkes. Am Vortag hatten Spekulationen über Planspiele für einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank für Aufsehen gesorgt. Der Frage, ob eine derartige Fusion den Segen der Finanzaufsicht bekäme, wich der Bafin-Chef aus: „Wir denken nicht über hypothetische Probleme nach.“ (dpa-AFX)
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