Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) warnt vor einer weiteren Verschärfung der internationalen Kapitalregeln für die Branche.
„Die Regulierer sollten darauf achten, die Schraube nicht zu überdrehen“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer am Montag in Frankfurt. Die geplante Überarbeitung der Verfahren für die Risikoberechnung bei Banken werde die Kapitalanforderungen nach ersten Analysen noch einmal um mehr als 50 Prozent steigern. Das gehe zu weit. „Damit wird weit über das Ziel hinausgeschossen.“
Nächste Regulierungswelle für Banken
Die im sogenannten Baseler Ausschuss zusammengeschlossenen Bankaufsichtsbehörden aus den führenden Wirtschaftsnationen hatten zuletzt strengere Vorgaben für die Berechnung der Risiken in den Büchern der Banken vereinbart. Damit sollen nach Auffassung der Regulierer die nach der Finanzkrise 2007/08 beschlossenen strengeren Regeln für Banken lediglich – Basel III genannt – feingeschliffen werden. Der BdB als Vertreter der Privatbanken in Deutschland und damit unter anderem Sprachrohr von Deutscher Bank und Commerzbank sieht in den Plänen hingegen die nächste Regulierungswelle auf die Branche zu kommen.
Verschärfung würde deutsche Banken-Branche treffen
„Das ist nicht der Abschluss von Basel III, sondern die Einführung von Basel IV“, sagte Kemmer. Es könne dazu führen, dass Kredite teurer würden oder die ohnehin schon schwache Ertragslage der Institute weiter belastet werde, erklärte Kemmer. Zudem sei die Langfristkultur bei der Kreditvergabe in Deutschland in Gefahr. Die deutschen Banken hätten ihre Kapitalausstattung und damit ihre Widerstandsfähigkeit seit 2009 bereits massiv erhöht, sagte Kemmer. Eine weitere Verschärfung werde vor allem die Branche in Deutschland treffen, die im internationalen Vergleich wegen der harten Konkurrenzsituation ohnehin kaum wettbewerbsfähig sei.
Kemmer warnte davor, nun risikoarmes Kreditgeschäft etwa mit Unternehmen und Häuslebauern weiter zu belasten. Es sei in Ordnung, ein paar Leitplanken bei der Risikoberechnung der Banken einzuziehen, aber jetzt werde durch zu stark standardisierte Vorgaben mit dem „groben Holzhammer“ auf die Modelle eingeschlagen.
Eigenkapital als wichtiges Polster gegen neue Schieflagen
Hintergrund der neuen Regeln sind die seit langem anhaltenden Diskussionen darüber, wie Banken ihre Risiken berechnen. Dafür haben sie ihre eigenen Modelle, was dazu führt, dass für ähnliche Finanzanlagen oft ganz unterschiedliche Risiken angenommen werden. Dem wollen die Aufseher mit stärker standardisierten Modellen entgegenwirken. Eigenkapital gilt als wichtiger Puffer gegen neue Schieflagen. Allerdings ist das für die Banken auch teuer und macht viele Geschäfte weniger lukrativ.
Quelle: dpa-AFX
Foto: Shutterstock