Die Mehrheit der britischen Großunternehmen erwägt einer Umfrage zufolge nach dem Brexit-Votum eine Verlagerung ihres Firmensitzes oder wichtiger Einheiten ins Ausland.
Die Beratungsfirma KPMG befragte dafür Chefs von 100 britischen Unternehmen mit einem Umsatz von über 100 Millionen Britischen Pfund (115 Millionen Euro). 76 Prozent gaben demnach an, eine Verlagerung zu erwägen. Die Unternehmen zeigen sich zwar trotz Brexit-Votum zuversichtlich, dass die britische Wirtschaft kurz- und mittelfristig wachsen wird, aber sie rechnen mit Schwierigkeiten, sobald der Brexit vollzogen ist.
Simon Collins, Chef von KPMG in Großbritannien sagte einer Pressemitteilung vom Montag zufolge: „Wir haben gesehen, dass unsere eigenen internationalen Kunden, die erwogen haben ihre europäischen Hauptsitz nach Großbritannien zu verlagern, sich stattdessen für Irland entscheiden. Unsere jüngste Analyse zeigt, dass dieser Effekt durch britische Unternehmen, die auswandern, noch verstärkt werden könnte.“
Angst vor einem „harten Brexit“ macht sich breit
Die Ergebnisse der Umfrage passen zu Berichten über die Stimmung in der Londoner Finanzbranche. Der „Financial Times“ vom Montag zufolge mach sich dort wegen Äußerungen von britischen Kabinettsmitgliedern zunehmend die Angst vor einem „harten Brexit“ breit. Die Finanzdienstleister in der britischen Hauptstadt sorgen sich um ihre sogenannten Passport-Rechte, die ihnen eine ungehinderten Zugang zum Europäischen Binnenmarkt verschaffen.
Die Gefahr sei, dass die bereits die Rhetorik über einen Ausstieg aus dem Binnenmarkt, Unternehmen dazu bringe, ihre Verlagerungspläne aus Großbritannien in die Tat umzusetzen, sagte John McFarlane, Barclays-Chef und Vorsitzender der Lobby-Gruppe „The City UK“ der „Financial Times“ zufolge. (dpa-AFX)
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