Die chinesische Gefahr

Die Kommentare zu den Wirtschaftsdaten aus China sind vielfach übertrieben negativ. Gerade das ist ein Anlass zur Sorge. Der Löwer-Kommentar.

“Von einer Abschwächung kann auf Basis der offiziellen Zahlen eigentlich gar keine Rede sein, von einem Abschwung schon gar nicht.”

China verzeichnete 2015 sein drittgrößtes Wachstum aller Zeiten, die Wirtschaft hat so stark zugelegt wie seit vier Jahren nicht mehr: Auch so könnten die Zahlen, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, beschrieben werden.

Stattdessen jedoch dominierte allerorten eine andere Überschrift: „Schwächstes Wachstum seit 25 Jahren“. Die entsprechenden Berichte glichen – auch vor dem Hintergrund der schon seit Jahresanfang anhaltenden Börsenturbulenzen – nicht selten Untergangsszenarien, so als stecke das Land in einer schweren Depression.

Dabei bezogen sie sich auf die Meldung, dass die Wirtschaft Chinas im vergangenen Jahr nach Regierungsangaben um 6,9 Prozent gewachsen sei. Das ist in der Tat der niedrigste Wert seit 25 Jahren. Doch das ist allenfalls die halbe Wahrheit.

Das Rechnen vergessen?

Ob es bei einem Wachstum von fast sieben Prozent überhaupt angebracht ist, von „Schwäche“ zu sprechen, sei dahingestellt. Jedenfalls haben die meisten offenbar das Rechnen vergessen.

Schließlich steigt mit jedem Wachstumsjahr die Basis für die Berechnung der Veränderung im Folgejahr. In Deutschland macht das wegen des Mini-Wachstums nicht besonders viel aus. In China hingegen ist der Effekt gewaltig.

So hat sich das Brutto-Inlandsprodukt des Riesenreichs – also die Berechnungsbasis – nach den Zahlen der Weltbank allein zwischen 2006 und 2014 glatt verdoppelt. Demnach ist die Wirtschaftsleistung Chinas mittlerweile rund 2,5mal so groß wie diejenige Deutschlands.

Seite 2: 1990er Jahre nicht vergleichbar

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