Europas Währungshüter wollen weiterhin eine führende Rolle bei der Bewältigung der Krise im Euroraum spielen.
„Die EZB hat eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Vertrauen wiederherzustellen“, betonte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, am Montagabend beim Neujahrsempfang der Deutschen Börse in Eschborn. Draghi hatte am vergangenen Donnerstag deutlich gemacht, dass die EZB grundsätzlich bereit ist zu einer weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik.
„EZB-Rat entschlossen und willens zu handeln“
Der EZB-Rat werde den Anti-Krisen-Kurs bei der nächsten Sitzung am 10. März überprüfen und gegebenenfalls anpassen: „Der EZB-Rat ist fähig, entschlossen und willens zu handeln.“ Obwohl die EZB erst im Dezember ihre Geldflut ausgeweitet hat, hält sich die Teuerungsrate im Euroraum weiterhin nahe Null. Das macht den Währungshütern Sorge. Dauerhaft niedrige Preise könnten die Konjunktur abwürgen, weil Verbraucher und Unternehmen Investitionen in Erwartung weiter sinkender Preise aufschieben. Darum strebt die EZB mittelfristig eine Inflationsrate knapp unter 2,0 Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke.
EZB nicht alleiniger Problemlöser
Draghi bekräftigte am Montagabend, die EZB könne es nicht alleine richten: „Um eine nachhaltige Erholung zu erreichen, brauchen wir eine Fiskalpolitik, die mit und nicht gegen die Geldpolitik arbeitet.“ Strukturreformen in den Staaten seien zwingend. Von Kritik an der Politik des extrem billigen Geldes lässt sich Draghi nicht beirren. Fast jeder Einwand berge ein Quäntchen Wahrheit – halte aber einer genauen Überprüfung nicht stand, analysierte Draghi.
Die Deutsche Börse lobte das Engagement der EZB. „Die Europäische Zentralbank hat sich in den vergangenen Jahren wie nur wenige andere Institutionen um die europäische Wirtschaft verdient gemacht. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Vertrauen in das europäische Bankensystem wiederhergestellt wurde“, befand Aufsichtsratschef Joachim Faber. Vorstandschef Carsten Kengeter warb: „Wir im Finanzsektor sollten das Niedrigzinsumfeld als Chance betrachten, um Investitionen zu tätigen.“
Quelle: dpa-AFX
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