„Wir wollen verloren gegangenes Vertrauen in die Finanzbranche zurück gewinnen“

An wen richten sich die erarbeiteten Handlungsmaximen?

In erster Linie an die Mitglieder der DVFA. Darüber hinaus halten wir die erarbeiteten Ergebnisse für alle Investmentprofessionals für relevant, also für alle, die in der Finanzbranche in erweitertem Sinne arbeiten.

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In der Finanzbranche haben bereits einige Institutionen Handlungsempfehlungen und Kodizes erarbeitet. Was unterscheidet die DVFA-Initiative von anderen?

Zunächst unterscheidet sich der Ansatz der DVFA grundsätzlich von all jenen Initiativen, die versuchen, einen Kanon gebotener und/oder verbotener Handlungen aufzustellen. Eine solche Aufzählung wäre nie vollständig.

Jeder neue Einzelfall verlangt nach einem neuen Eintrag im Kanon. Die DVFA setzt dagegen im bewussten Rückgriff auf Ansätze in der Antike auf eine sehr überschaubare Zahl von vier Kardinaltugenden: Urteilskraft, Entscheidungsstärke, Besonnenheit und Integrität.

In diesen manifestiert sich ein bestimmtes Ethos. Es bietet das Rüstzeug, mit jeden Einzelfall adäquat umgehen zu können. Die DVFA setzt zudem nicht bei einzelnen Berufsgruppen an, etwa beim Kaufmann oder beim Versicherungsvertrieb, sondern auf einer abstrakteren, umfassenderen Ebene.

Das DVFA-Ethikpanel hat das Positionspapier im September veröffentlicht. Welches Echo gab es bisher in der Branche? Was erhoffen Sie sich langfristig?

Für die DVFA war bereits der Prozess, bis zur Verabschiedung des vorliegenden Positionspapiers, ein „Weg der Erkenntnis“, auf dem wir vieles gelernt haben. Intern wie extern stoßen wir auf reges Interesse, würden uns aber noch mehr öffentliche Debatten wünschen. Die DVFA hat das Thema Ethik in ihre Ausbildungsprogramme aufgenommen.

Unter den Teilnehmern spüren wir eine große Offenheit, ja den Wunsch, sich kritisch mit der eigenen Motivation, den Zielen und dem Mitteleinsatz auseinanderzusetzen. Lang-, vielleicht auch schon mittelfristig erhoffen wir uns, dass die Finanzbranche verloren gegangenes Vertrauen begründet und nachhaltig zurückgewinnt.

Interview: Julia Böhne

Foto: DVFA

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