Exporte brechen im Juli ein

Nach einem kraftlosen ersten Halbjahr bekommt die Exportnation Deutschland weiteren Gegenwind: Im Sommermonat Juli liefen die Geschäfte äußerst schlecht. Der Branchenverband BGA drängt die Politik zum Handeln – auch beim Freihandelsabkommen TTIP.

Export Hafen Oakland Kalifornien
Containerhafen in Oakland: Besonders stark ging der Handel mit Ländern außerhalb der EU zurück.

Die Exportnation Deutschland ist extrem schlecht ins zweite Halbjahr gestartet: Im Juli brachen die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10 Prozent ein, wie das Statistische Bundesamt am Freitag anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte.

Das war nach Angaben der Wiesbadener Behörde der höchste Rückgang in einem Monat seit Oktober 2009 (minus 18,3 Prozent). Dabei war der deutsche Außenhandel mit allen betrachteten Absatzregionen schwächer als vor Jahresfrist.

Von einer „Bruchlandung“ sprach der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). „Die ungewöhnlich vielen Krisenherde hinterlassen ihre Spuren. Dies führt zu einer enormen Verunsicherung, die mit einem Ausbleiben von Investitionen einhergeht“», erklärte BGA-Präsident Anton Börner.

BGA: TTIP nicht „kaputtreden“

„Die Handelspolitik könnte die dringend benötigten neuen Impulse liefern“, mahnte Börner. „An erster Stelle stehen hier die Handelsabkommen mit Kanada und den USA. Es ist mehr als fahrlässig, dass versucht wird, diese Impulse zu verhindern und Handelsabkommen wie TTIP kaputtzureden.“ Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA jüngst für „de facto gescheitert“ erklärt.

Ein Großteil des Rückgangs in diesem Juli ist nach Angaben des Bundesamtes allerdings dadurch begründet, dass der Juli 2015 außergewöhnlich gut war und Deutschlands Exporteuren das zweitstärkste Monatsergebnis des vergangenen Jahres bescherte. „Das ist ungewöhnlich, dass ein Sommermonat so stark ist“, sagte ein Statistiker. Denn in dieser Zeit seien die Exportzahlen häufig auch wegen Betriebsferien geringer als sonst.

Insgesamt verkauften deutsche Firmen im Juli 2016 Waren im Wert von 96,4 Milliarden Euro ins Ausland. Die Importe beliefen sich auf 76,9 Milliarden Euro – ein Minus von 6,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Die Außenhandelsbilanz – der Saldo aus Exporten und Importen – schloss im Juli mit einem Überschuss von 19,5 Milliarden Euro ab. Ein Jahr zuvor hatte der Saldo 24,8 Milliarden Euro betragen.

Starker Rückgang der Exporte in Länder außerhalb der EU

Rückgänge gab es auch von Juni auf Juli des laufenden Jahres: Die Exporte verringerte sich binnen Monatsfrist um 2,6 Prozent. Damit gab es im Juli den stärksten monatlichen Rückgang seit August 2015 (minus 4,7 Prozent). Analysten hatten dagegen einen durchschnittlichen Zuwachs um 0,4 Prozent erwartet. Die Einfuhren ausländischer Waren nach Deutschland sanken gegenüber dem Vormonat im Juli kalender- und saisonbereinigt um 0,7 Prozent.

Besonders stark verringerten sich die Exporte von Waren „Made in Germany“» in Länder außerhalb der Europäischen Union. Binnen Jahresfrist gab es ein Minus von 13,8 Prozent auf einen Warenwert von 40,1 Milliarden Euro. Im Handel mit den EU-Partnern musste Europas größte Volkswirtschaft einen Rückgang um 7,0 Prozent auf 56,3 Milliarden Euro hinnehmen. (dpa-AFX)

Foto: Sheila Fitzgerald / Shutterstock

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments