Schifffahrt: Rickmers Gruppe steht vor Restrukturierung

Die Rickmers Holding AG hat sich auf ein Term Sheet zur Restrukturierung der Rickmers Gruppe verständigt. Anleihegläubiger und unter anderem die HSH Nordbank sollen Zugeständnisse machen. Der Reeder Bertram R.C. Rickmers gibt 75,1 Prozent seiner Anteile ab.

Die Dauerkrise in der Hanselsschifffahrt hat Rickmers in die Kniw gezwungen
Die Dauerkrise in der Handelsschifffahrt hat Rickmers in die Knie gezwungen.

Das Term Sheet steht noch unter dem Gremienvorbehalt der Gläubiger und unter der Bedingung der Restrukturierung einer Anleihe der Rickmers Holding AG („Anleihe 2013/2018“), teilte das Unternehmen mit. Die avisierte Restrukturierung soll demnach eine Sanierung der Rickmers Gruppe ermöglichen.

Im Term Sheet verpflichte sich der bisherige Alleinaktionär Bertram R. C. Rickmers, eine Bareinlage von zehn Millionen Euro zu leisten, die Rickmers Gruppe von einer Werftenverbindlichkeit von weiteren zehn Millionen US-Dollar zu entlasten, auf Markenlizenzgebühren bis inklusive des ersten Quartals 2021 zu verzichten sowie für eine „Back up“-Darlehensfazilität für etwaigen künftigen Liquiditätsbedarf der Rickmers Holding AG von weiteren bis zu zehn Millionen Euro zu sorgen.

Übernahme durch „Luxemburger Vehikel“

Bertram R.C. Rickmers habe bereits in 2016 eine Bareinlage von 13 Millionen Euro in die Rickmers Holding geleistet. Ferner sei er bereit, seinen Anteil an der Holding auf 24,9 Prozent zu reduzieren, um im Rahmen des Sanierungskonzepts eine wirtschaftliche Partizipation der wesentlichen Gläubiger – das heißt HSH Nordbank AG, der Anleihegläubiger und gegebenenfalls einer weiteren Bank – an der Rickmers Holding AG in Höhe von insgesamt 75,1 Prozent zu ermöglichen.

Hierzu sei vorgesehen, dass ein „Luxemburger Vehikel“ (LuxCo) alle Verbindlichkeiten der Rickmers Holding aus der Anleihe übernimmt, so dass die LuxCo anstelle der Rickmers Holding Schuldnerin der Anleihe wird. Die LuxCo soll ferner einen Teilbetrag eines Darlehens der HSH Nordbank AG als Schuldnerin übernehmen. Im Zusammenhang mit diesen Übernahmen werde die LuxCo durch Kapitalerhöhung einen Anteil von 75,1 Prozent an der Rickmers Holding AG erwerben.

Ein von den Anleihegläubigern zu bestellender gemeinsamer Vertreter soll ermächtigt werden, einem Verkauf der von der LuxCo gehaltenen Aktien nach einem noch zu führenden Investorenprozess zuzustimmen und den Erlös nach einem definierten Verteilungsschlüssel an die HSH Nordbank AG, die Anleihegläubiger und gegebenfalls eine weitere Bank auszukehren.

Gemeinsamer Vertreter muss zustimmen

Ausgenommen von der Schuldübernahme der Rickmers-Anleihe durch die LuxCo sei die Zahlung des Zinskupons am 11. Juni 2017 in Höhe von 8,875 Prozent. Die Zahlung soll noch vollständig von der Rickmers Holding AG geleistet werden, unter der Bedingung, dass zu diesem Zeitpunkt ein Beschluss der Anleihegläubiger über die Bestellung und Ermächtigung des gemeinsamen Vertreters vorliegt.

Das Sanierungskonzept sieht daneben Beiträge verschiedener Bankengläubiger und einer Werft vor, unter anderem in Form von Tilgungsstundungen, Freigabe von verpfändeten Geldern und Reduktion von Zinsmargen.

Ein Sanierungsgutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, das im „nahezu finalen Entwurf“ vorliege, komme zu dem Ergebnis, dass die Rickmers Gruppe bei Umsetzung aller geplanten Sanierungsmaßnahmen sanierungsfähig ist. Sollten die Gremien der Gläubigerbanken und/oder die Anleihegläubiger dem Konzept nicht zustimmen, würde die Sanierung voraussichtlich scheitern und die positive Fortführungsprognose der Rickmers Holding AG würde voraussichtlich entfallen, so die Mitteilung.

Vor einer Woche war das Scheitern der Restrukturierung des in Singapur ansässigen Rickmers Maritime Trust bekannt geworden. Der Trust, an dem die Rickmers Gruppe nach letzten Informationen eine Beteiligung von 34,2 Prozent hält, soll nun zerschlagen werden. (sl)

Foto: Shutterstock

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