Der deutsche Beteiligungskapitalmarkt hat im Frühsommer insgesamt ein neues Stimmungshoch erreicht. Dämpfer gibt es jedoch in Hinblick auf das Fundraisingklima und die Einstiegspreise.
Der Geschäftsklimaindex des German Private Equity Barometers für das zweite Quartal 2017 klettert um 3,4 Zähler auf 65,2 Saldenpunkte. Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage steigt dabei um 3,5 Zähler auf einen Bestwert von 68,6 Saldenpunkten, teilt die KfW Bank mit. Der Indikator für die Geschäftserwartung legt um 3,3 Zähler auf 61,8 Saldenpunkte zu.
Der Index wird von der KfW zusammen mit dem Bundesverband deutscher Kapitalgesellschaften e. V. (BVK) exklusiv für das Handelsblatt berechnet und misst auf Basis einer Befragung der Manager die aktuelle Geschäftslage und die -erwartung der Branche.
Die Entwicklung des Index in den Teilmärkten ist zum wiederholten Male gegenläufig: Die Stimmung der Frühphaseninvestoren (Venture Capital) kühlt leicht ab, die Spätphaseninvestoren zeigen sich hingegen wieder in besserer Stimmung.
Neues Rekordhoch im VC-Markt
Dabei springt das Fundraisingklima im VC-Markt geradezu auf ein neues Rekordhoch und auch die Bewertungen von Exit-, Förder- und steuerlichem Umfeld bleiben sehr gut. Die Indikatoren für Einstiegspreise, Abschreibungsdruck, Höhe und Qualität des Dealflows verschlechtern sich dagegen zum Teil sehr deutlich.
Im Spätphasensegment hat das Geschäftsklima nach seiner Atempause zu Jahresbeginn erfolgreich einen neuen Anlauf auf die Bestmarke genommen, so die Mitteilung. Die Investoren bewerten dabei ihre Geschäftslage so gut wie noch nie. Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage steigt um 7,1 Zähler auf 76,3 Saldenpunkte, der Indikator für die Geschäftserwartung legt 8,9 Zähler zu auf 66,6 Saldenpunkte.
Dämpfer beim Fundraisingklima
Die Verbesserung des Geschäftsklimas im Spätphasensegment wird durch ein nach wie vor sehr gutes Fundraisingklima – das allerdings einen merklichen Dämpfer erhielt – sowie sehr gute Exitmöglichkeiten getragen. Darüber hinaus zieht das Nachfrageklima deutlich an. Höhe und Qualität des Dealflows haben sich im Frühsommer merklich verbessert. Die Zufriedenheit der Spätphaseninvestoren mit den Einstiegspreisen nahm allerdings nochmals geringfügig ab und erreichte einen neuen historischen Tiefstwert.
„Die Unzufriedenheit der Beteiligungskapitalgeber mit hohen Einstiegspreisen ist verständlich“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW, „aber sie spiegeln das hohe Potenzial wider, das in vielen neuen Geschäftsmodellen steckt.“
Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes BVK-Vorstandsmitglied, ergänzt: „Das aktuelle Bewertungsniveau wird zwar von den Marktteilnehmern mitwachsender Skepsis gesehen. Die Bewertungen sind aktuell aber kein größerer Belastungsfaktor, denn wir beobachten in allen Marktsegmenten ein reges Investitionsgeschehen.“ (sl)
Foto: KfW Bildarchiv / Gaby Gerster