In die Zinspolitik der EZB scheint – zumindest hinter den Kulissen – mehr Bewegung zu kommen. Unter anderem sprach sich Olli Rehn, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank, dafür aus, dass ein höherer Leitzins noch im Sommer Realität wird. „Zunächst einmal wird es für die EZB darum gehen, den Negativzins für die Banken zu neutralisieren“ äußert sich Jörg Haffner, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH. „Einige Ratsmitglieder fordern angesichts hoher Verbraucherpreise aber mehrere kleine Zinsschritte, nicht zuletzt wegen der gewünschten Signalwirkung für den Markt. In der Folge würden die Negativzinsen für Konten hierzulande sukzessive fallen und Geldanlagen wieder attraktiver werden.“
Die Fed hat währenddessen vorgelegt und den US-Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 0,75 bis 1,00% angehoben, ein Teil der Analysten hatte sogar mit 0,75 Prozentpunkten gerechnet. Im Juni startet sie zusätzlich mit dem Abbau ihrer Bilanzsumme. „Weitere zum Teil deutliche Zinsschritte der US-Notenbank werden folgen“, erläutert Haffner. „Experten rechnen damit, dass sich der Leitzins bei gleichbleibenden Bedingungen bis Jahresende deutlich über zwei Prozent bewegen wird. Am Aktienmarkt sorgte das zunächst für Unruhe, obwohl die Anhebung eigentlich in dieser Form erwartet worden war. Erstes Ziel der Federal Reserve ist und bleibt aber, die Preise zu stabilisieren, weshalb sie voraussichtlich an ihrem Kurs festhalten wird.“
Bestzinsen für Baufinanzierungen – aktuelle Entwicklung und Ausblick
Die vergleichsweise deutliche Aufwärtsbewegung der durchschnittlichen Bestzinsen für Baufinanzierungen hat sich von Mitte April bis Mitte Mai fortgesetzt: Die 10-jährigen Zinsbindungen stiegen von 1,94 auf 2,31%, die 15-jährigen von 2,18 auf 2,65%.
Jörg Haffner analysiert: „Teilweise spielt bei der aktuellen Zinsdynamik mit herein, dass der Anteil an vermittelten Forward-Darlehen gestiegen ist. Es ist aber auch klar zu sehen, dass sich der Aufwärtstrend am Anleihenmarkt fortgesetzt hat. Die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen stieg inzwischen zum ersten Mal seit fast sieben Jahren über ein Prozent. Durch die steigenden Zinsen hat sich die Ausgangslage für Immobilienkäufer in den letzten Wochen noch einmal verschlechtert. Sie müssen mit deutlich höheren Zinsen bei durchschnittlich hohen Immobilienpreisen fertig werden. Finanzierungsmakler wiederum stehen vor der Herausforderung, ihren Kunden trotz dieser Einschränkungen eine Finanzierung zu ermöglichen. Ein wichtiges Hilfsmittel für die Makler sind deshalb technologische Plattformlösungen mit einem differenzierten Angebot und schnellen Abschlussmöglichkeiten. Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf schließen wir einen Anstieg auf bis 3,0% für 10-jährige Zinsbindungen nicht mehr aus.“