AIF-Regulierung: Zwei Sätze für die Ewigkeit

Ob das ausreicht, ist fraglich. Als Stolperstein könnte sich eine Feinheit im KAGB erweisen. Demnach sind die Anleger über den jüngsten Marktpreis oder NIW „zu informieren“. Der Prospekt hingegen muss ihnen „zur Verfügung gestellt“ werden.

Nur den Prospekt auf der Website zum Download anzubieten, reicht demnach womöglich nicht aus, um die Anleger korrekt über das spezielle Thema „zu informieren“. Das jedenfalls scheinen Commerz Real und Hannover Leasing zu glauben und gehen auf Nummer sicher.

Für diese Interpretation spricht, dass es meistens kein Zufall ist, wenn der Gesetzgeber zwei verschiedene Begriffe verwendet und dass der Marktpreis/NIW nicht zu den Prospekt-Pflichtangaben zählt, sondern im KAGB unter dem Stichwort „Vertrieb“ separat erwähnt wird. Die Verpflichtung trifft also in erster Linie den Vertrieb und nicht nur die KVG. Ob das jeder Vertrieb weiß?

[article_line type=“most_read“]

KVGen und Vertriebe müssen das Thema ernst nehmen

Insofern ist das Vorgehen von Commerz Real sogar ziemlich schlau. „Der Ausgabepreis ist automatisch der Marktpreis“ klingt zwar ziemlich einfältig, aber die meisten Anleger werden das wohl als eine der vielen überflüssigen Formalien abspeichern, deren Sinn sie ohnehin nicht verstehen. Und sie werden nicht wie von Hannover Leasing mit der Nase darauf gestoßen, was der Fondsanteil gemessen an der Substanz wirklich wert ist.

So spitzfindig und absurd das Thema auch zu sein scheint: KVGen und Vertriebe dürfen es nicht auf die leichte Schulter nehmen, zumal sich in einigen der untersuchten Prospekte überhaupt kein Hinweis auf Paragraf 297 KAGB findet.

Immerhin verfügt die Bafin bei Verstößen gegen die Vorschrift über ein ziemlich scharfes Schwert: Sie kann den Vertrieb untersagen. Und am Ende droht womöglich in der Ferne wieder einmal ein weiteres unerfreuliches Thema: Vertriebshaftung.

Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und beobachtet den Markt der Sachwertanlagen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 20 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.

Foto: Anna Mutter

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments