Die sonderbare Billionen-Schmelze der Deutschen Bank

So hieß es in der Presse-Information, „breit gestreute Substanzanlagen mit langfristigem Anlagehorizont wie Aktien-, Immobilien- oder Mischfonds“ seien, „eine trotz des jüngsten Rücksetzers unverändert attraktive Alternative“. Als Argument musste dabei in erster Linie das Ergebnis für Anleger herhalten, die 30 Jahre lang monatlich in einen deutschen Aktienfonds eingezahlt haben.

Keine Frage: Stures Ansparen kann gerade in volatilen Märkten Sinn machen, auch weil man auf längere Sicht unter dem Durchschnittskurs einkauft (bei niedrigen Kursen werden mit der gleichen Investitionssumme mehr Anteile erworben als bei hohem Kursniveau).

Allerdings passt das nicht wirklich zu dem Bild der Billionen-Schmelze. Zum einen helfen solche langfristigen Sparpläne nur sehr bedingt dabei, den aktuellen Liquiditätsberg auf den Konten schnell abzubauen. Zum anderen bezog sich die zitierte Berechnung, wonach in keinem Quartal zwischen Dezember 1995 und Juni 2015 über die jeweils vorangegangenen 30 Jahre ein Verlust angefallen wäre, offenkundig auf Nominalwerte und ließ damit die Tauglichkeit gegen die angeprangerte schleichende Geldentwertung offen.

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Zinspapiere als „Substanzwerte“?

In der Tat noch weitaus riskanter ist es jedoch, einen größeren Betrag auf einen Schlag in Aktien zu investieren. Sollte das Geld also vielleicht doch zunächst lieber auf den Konten weiter vor sich hin tröpfeln als womöglich an der Börse zu verdampfen?

Selbst der Chefanlagestratege der DeAWM, Asoka Wöhrmann, wollte sich da wohl nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: „Momentan kann ich es keinem verübeln, Liquidität zu halten. Auf lange Sicht sollten die Deutschen jedoch einen sehr viel größeren Teil ihres Ersparten in Substanzwerten anlegen“, wird er in der Presse-Information zitiert.

Ob Aktien und vor allem die in den Mischfonds enthaltenen Zinspapiere tatsächlich als „Substanzwerte“ zu bezeichnen sind, sei dahingestellt. Jedenfalls scheint auch die Deutsche Bank Schwierigkeiten zu haben, Ihren Kunden derzeit sinnvolle Einmalanlagen nahe zu bringen.

Keine AIF-Sachwertanlagen im Angebot

Das könnte auch daran liegen, dass ihren Vorschlägen für Maßnahmen gegen die Geldschmelze mit Ausnahme des hauseigenen offenen Immobilienfonds eines komplett fehlt: Echte Sachwertanlagen.

Anscheinend zählt auch die Deutsche Bank zu jenen Instituten, die geschlossene alternative Investmentfonds (AIF) bislang im Wesentlichen ignorieren und ihren Kunden vorenthalten, zumindest den herkömmlichen Privatkunden. Doch es bleibt dabei: Die voll regulierten AIF gehören einfach zu einem vollständigen Produktangebot.

Insofern kann das Spektakel auf dem Roßmarkt für die Sachwert-Branche durchaus auch positiv zu sehen sein. Wenn die Aktion tatsächlich Kunden dazu animiert hat, die Anlage ihres Kapitals zu überdenken, kann der AIF-Vertrieb mit echten Sachwerten in die Bresche springen.

Die agilen unter den Finanzdienstleistern werden sich dabei wohl vor einer Filiale der Deutschen Bank postieren. Die richtigen Argumente jedenfalls hat die Bank schon geliefert.

Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und beobachtet den Markt der Sachwertanlagen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 20 Jahren.

Foto: Anna Mutter

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