Wenn nicht doch noch Geständnisse oder ein „Deal“ das Verfahren abkürzen, werden die peinlichen Fotos und Filmchen also auch in den nächsten Monaten oder gar Jahren immer wieder durch die Medien geistern.
Die S&K-Partys werden damit wie ein Schatten über dem Markt liegen. Sie werden weiterhin das Bild einer Branche zeichnen, die durch verkommene, geldgierige Abzocker geprägt ist, die nichts anders im Sinn haben, als den Anlegern das Fell über die Ohren zu ziehen.
Denn bei Sachwertanlagen werden Verfehlungen einzelner in der Regel der gesamten Zunft angelastet – dem „grauen“ Kapitalmarkt im Allgemeinen und einer Anlageform im Speziellen: Geschlossenen Fonds.
In einem Topf mit S&K
Dass nur ein Teil der S&K-Gelder über Fonds (von United Investors) akquiriert wurde, spielt in der Berichterstattung meist allenfalls am Rande eine Rolle. Gleiches gilt für die zwischenzeitliche Regulierung sowohl der Anbieter als auch des Vertriebs.
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Wenn andere damit – offen oder unterschwellig – auch die heutigen alternativen Investmentfonds (AIF) in einen Topf mit S&K werfen, ist das unangenehm genug. Doch die Branche trägt selbst dazu bei, dass sich dieser Eindruck festsetzt: Nicht wenige AIF-Anbieter scheinen sich tatsächlich mitverantwortlich für das Debakel zu fühlen, obwohl sie überhaupt nichts damit zu tun haben.
Jedenfalls ist immer wieder auch von stockseriösen Häusern ungefragt zu hören, dass derlei wegen der Regulierung heute nicht mehr möglich sei – so als ob sie sich dafür rechtfertigen müssen oder sich ohne die neuen Gesetze womöglich genauso verhalten würden wie die Herren S&K. Sie stellen sich damit in ein extrem schlechtes Licht.
Selbstbezichtigung der Branche
Bei anderen Anlageformen käme wohl niemand auf die Idee einer solchen Selbstbezichtigung. So hat letzte Woche der VW-Skandal innerhalb von zwei Tagen einen Börsenwert des Unternehmens von sagenhaften 19 Milliarden Euro vernichtet.
Dagegen sind die S&K-Millionen nur Peanuts. Trotzdem kommt – natürlich – keinem Vorstand eines anderen börsennotierten Unternehmens in den Sinn, sich für die VW-Abgasmanipulation zu rechtfertigen, nur weil er ebenfalls in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft agiert.
Warum nur ist das in der Sachwertbranche anders?
Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und beobachtet den Markt der Sachwertanlagen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 20 Jahren.
Foto: Anna Mutter