„In der Masse funktioniert Venture Capital noch nicht“

Cash. sprach mit Frank Thelen, Managing Director der Risikokapital-Firma e42, über den Erfolg der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ und die Chancen für Anleger im Bereich Venture Capital.

Frank Thelen: "Die Deutschen verstehen langsam, dass es sich um eine ernstzunehmende Industrie."
Frank Thelen: „Die Deutschen verstehen langsam, dass es sich um eine ernstzunehmende Industrie handelt.“

Die Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“, die auf Vox ausgestrahlt wird, verzeichnet seit ihrem Start im Spätsommer 2014 unerwartet hohe Einschaltquoten. Rund zwei Millionen Zuschauer im Schnitt sahen im vergangenen Jahr die Folgen der zweiten Staffel.

In der Show stellen Nachwuchsunternehmer, die auf der Suche nach Risikokapital sind, fünf Investoren ihre Geschäftsmodelle vor und bieten ihnen Firmenanteile zum Kauf an. Sie hoffen auf das Kapital und die Expertise der Investoren, die sogenannten „Löwen“. Einer der „Löwen“ ist Frank Thelen, Managing Director der Risikokapital-Firma e42.

Herr Thelen, wie erklären Sie sich den Erfolg der Sendung und das große Interesse am Thema Gründerfinanzierung?

Thelen: Wir kommen in Deutschland aus einer gewissen Depression, in der Gründertum und Start-ups mit Arbeitslosigkeit gleichgesetzt wurden. Durch Erfolge wie zum Beispiel Rocket Internet, mytaxi und Wunderlist verstehen die Deutschen aber langsam, dass es sich um eine ernstzunehmende Industrie handelt. Wir hatten neben einem sehr hochwertigen TV-Format auch Glück mit dem Zeitpunkt der Sendung, weil das zunehmende Interesse an Start-ups mit der Ausstrahlung der ersten Staffel zusammenfiel.

Wie viele Deals werden nach der Sendung tatsächlich rechtswirksam abgeschlossen?

Thelen: Es ist leider so, dass bei den Deals manchmal ernsthafte Probleme auftauchen, die so nicht besprochen oder absehbar waren. Zum Beispiel ist das Wachstum nicht so wie dargestellt oder ein Patent ist beantragt, aber nicht erteilt. Wenn wir diese Probleme juristisch oder wirtschaftlich nicht heilen können, treten wir von dem Deal zurück. Es sind auf jeden Fall mehr Deals dabei, die nicht funktionieren, als mir lieb ist. Bei den Deals, die tatsächlich klappen, engagieren wir uns dafür aber umso intensiver und versuchen, echte und unabhängige „Stars“ wie zum Beispiel Little Lunch oder von Floerke aufzubauen.

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Privatanleger können über Venture-Capital-Fonds und Crowdinvestings in junge Unternehmen investieren. Wie beurteilen Sie die Chancen für Anleger in dieser Assetklasse?

Thelen: Im Gesamtbild erzeugt die Venture-Capital-Branche keine guten Returns. In der Masse funktioniert Venture Capital noch nicht. Das mag sich ändern, weil die Branche sich professionalisiert. Es kann funktionieren, wenn das Investment einen professionellen Manager hat. Von Crowdinvestings kann ich aber nur abraten. Der Durchschnittsbürger kann nicht beurteilen, ob eine Geschäftsidee gut ist oder nicht.

Als aktuell größte Herausforderung gilt der zunehmende Wettbewerb um die besten Investitionsmöglichkeiten. Nehmen Sie das auch so wahr?

Thelen: Absolut. Die guten Gründer wollen mit guten Investoren zusammenarbeiten. Erfahrung und Netzwerk sind oftmals deutlich wichtiger als das Geld und gute Investoren bringen beides mit. Die Deals, die dann beim Crowdfunding landen, haben keinen Venture-Capital-Partner gefunden. Deswegen landet in diesem Bereich viel Müll. Keines unserer Start-ups würde unter normalen Umständen Crowdfunding machen, nachdem wir investiert sind.

Interview: Kim Brodtmann

Foto: e42

Lesen Sie den vollständigen Artikel im aktuellen Cash.-Magazin 08/2016.

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