Der Verkauf der Reederei Hamburg Süd an den Konkurrenten Maersk markiert einen weiteren Höhepunkt der Schifffahrtskrise. Doch was haben AIF aus anderen Branchen damit zu tun? Der Löwer-Kommentar
1871 wurde sie gegründet, die Hamburg Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft, heute kurz: Hamburg Süd. Seit 1936 schon befindet sie sich teilweise und ab 1955 ganz im Besitz der Dr. August Oetker KG. Zuletzt steuerte die Reederei mit immerhin sechs Milliarden Euro die Hälfte des Umsatzes des sonst eher durch seine Backmischungen, Puddingpulver und Tiefkühlpizzen bekannten Konzerns aus Bielefeld bei.
Hamburg Süd ist nicht irgendwer, sondern eines der ältesten und renommiertesten Schifffahrtsunternehmen Deutschlands. Und mit 189 Frachtern, davon 48 eigene Containerschiffe (Stand Ende 2015), eine der größten Reedereien weltweit. Seit vergangenen Donnerstag ist klar: Dr. Oetker verkauft Hamburg Süd an den dänischen Konkurrenten und Branchenprimus Maersk – eine Zäsur, auch für Schifffahrtsstandort Deutschland.
Dr. Oetker hat die Nase voll
„Die globale Containerlinienschifffahrt fährt bei steigenden Überkapazitäten seit Jahren hohe Verluste auf“, heißt es in einer Erklärung von Dr. Oetker. Hamburg Süd habe sich zwar „weitgehend aus dem eigenen Cashflow“ finanziert. Man müsse aber „zur Kenntnis nehmen, dass die aktive Teilnahme an dem derzeit stattfindenden Konsolidierungsprozess der Branche einen noch höheren Kapitalbedarf nach sich ziehen würde. Dies würde zudem den Risikoausgleich innerhalb der Oetker-Gruppe empfindlich stören“, so die Erklärung weiter.
Auf gut deutsch: Oetker hat die Nase voll, sieht keine baldige Besserung und ist nicht geneigt, weitere Summen in die Reederei zu pumpen.
Die vornehm als “Konsolidierung” bezeichnete tiefe Krise der internationalen Handelsschifffahrt, die nun schon ins neunte Jahr geht, nimmt und nimmt kein Ende. Im Gegenteil: Sie hat sich in den vergangenen Monaten nochmals verschärft.