Nach den Insolvenzanträgen von drei Gesellschaften des Grünwalder Container-Spezialisten P&R wollen die vorläufigen Insolvenzverwalter zunächst eine Bestandaufnahme vornehmen. Der Betrieb der Gesellschaften soll derweil weltweit fortgeführt werden, um die Einnahmen zu sichern.
Das teilte die Kanzlei Jaffé Rechtsanwälte aus München mit, aus der gestern die Rechtsanwälte Dr. Michael Jaffé für zwei der Gesellschaften und Dr. Philip Heinke für das dritte Unternehmen zu vorläufigen Insolvenzverwaltern bestellt wurden.
Demnach wurden die gestern bekannt gewordenen Insolvenzanträge bereits am vergangenen Donnerstag (15. März 2018) beim Amtsgericht München gestellt und die späteren vorläufigen Insolvenzverwalter am gleichen Tag zu Gutachtern bestellt. Seitdem seien sie damit befasst, die wirtschaftliche Lage der Gesellschaften zu beurteilen und das Vorliegen der Voraussetzungen für eine Sanierung im Insolvenzverfahren zu prüfen.
Die vorläufige Insolvenzverwaltung habe mit Unterstützung eines Teams von Experten bereits mit der Bestandsaufnahme und Analyse der in den Gesellschaften vorhandenen Aktiva und Passiva begonnen. Das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers wurde damit beauftragt, das Zahlenwerk zu erfassen und aufzuarbeiten.
Grenzüberschreitende Liefer- und Leistungsbeziehungen
„Parallel dazu werden die rechtlichen Gegebenheiten, insbesondere auch die grenzüberschreitenden Liefer- und Leistungsbeziehungen zu den weiteren, nicht insolventen Gesellschaften der P&R Gruppe in Deutschland und in der Schweiz untersucht. Dabei soll auch ermittelt werden, wie viele Container an wen zu welchen Konditionen vermietet sind, und wann Zahlungen aus den Mietverträgen erwartet werden“, so die Mitteilung.
Nach Abschluss dieser Bestandaufnahme, die angesichts der Größe des Unternehmens, der großen Zahl an Containern und der rechtlichen Komplexität einige Zeit in Anspruch nehmen werde, könne darüber entschieden werden, welche Verwertungsmöglichkeiten im Interesse der Anleger und Gläubiger ein bestmögliches Ergebnis für die Anleger und Gläubiger der Verwaltungsgesellschaften erbringen.
„Neben der Bestandsaufnahme hat für uns Priorität, die erheblichen Mittelzuflüsse aus der fortlaufenden Container-Vermietung für die Anleger und Gläubiger der insolventen Gesellschaften zu sichern. Aus diesem Grund soll auch der Betrieb der Gesellschaften weltweit fortgeführt werden, um Einnahmen zu erzielen“, so die vorläufige Insolvenzverwaltung.
Verwertung nicht von heute auf morgen
Schon heute zeichne sich ab, dass die Verwertung einer so hohen Zahl an Containern nicht von heute auf morgen möglich ist, sondern Zeit erfordert, um gute Ergebnisse erzielen zu können. Ein Notverkauf der Container – wenn ein solcher überhaupt möglich wäre – würde erhebliche Werte vernichten.
„Wir brauchen nun in einem ersten Schritt Transparenz und werden auf dieser Grundlage in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam mit der Geschäftsführung und den Mitarbeitern ein Verwertungskonzept erarbeiten. Parallel werden wir die Krisenursachen aufarbeiten. In welcher Höhe Rückflüsse an die Anleger möglich sind, hängt auch von der Marktentwicklung in den nächsten Jahren ab und lässt sich heute noch nicht sagen“, so der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé.
Wegen der Vielzahl der betroffenen Anleger (rund 51.000) können individuelle Anfragen zum Insolvenzverfahren weder von den betroffenen Gesellschaften noch von der vorläufigen Insolvenzverwaltung oder dem Insolvenzgericht beantwortet werden. Zur Information der Anleger wurde eine Internetseite (www.frachtcontainer-inso.de) mit Informationen zum aktuellen Stand der Insolvenzverfahren sowie Hinweisen zum Verfahrensgang eingerichtet. (sl)
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