Autoversicherung: Für die Wechselschlacht gerüstet

Hat der Kunde einen Unfall, entscheidet der Versicherer, bei welcher Werkstatt das Auto repariert wird. Dafür zahlt der Versicherte bis zu 20 Prozent weniger. Diese Option bietet zwar mittlerweile die Mehrheit der Marktteilnehmer an, doch die Huk-Coburg gilt als Erfinder des Modells und verfügt über ein breites Netz von 1.200 Partnerwerkstätten. Bei der Schadensteuerung arbeitet der Versicherer mit den Wettbewerbern VHV, Generali, Gothaer, DBK und Concordia zusammen, die dasselbe Werkstattnetz nutzen.

Werkstattbindung: Sachverständige kritisieren Billiglöhne

Die Entlohnung der angebundenen Reparaturbetriebe ruft allerdings Kritiker auf den Plan. „Branchenfachleute haben erhebliche Zweifel, ob bei Stundenverrechnungssätzen von zum Teil deutlich unter 60 Euro auf Dauer noch eine qualifizierte Unfallschadeninstandsetzung möglich ist“, moniert der Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen. Die Kunden scheinen diese Bedenken bislang allerdings nicht zu teilen. Laut Huk-Vorstandssprecher Weiler hat im letzten Jahresendgeschäft fast jeder Zweite die Tarifvariante mit Werkstattbindung gewählt.

Auch die Marktforscher vom DISQ stellen ein gutes Zeugnis aus. Das Institut hat getestet, welche Anbieter die besten Leis­tungen und den besten Service bieten. Dafür wurden die Tarif- und Service-Leistungen von 25 Gesellschaften bewertet.

Vier Modellklassen, vom Kleinwagen bis zur oberen Mittelklasse, und zwölf verschiedene Kundenprofile legte das DISQ der Auswertung von Tarifen und Vertragsleis­tungen zu Grunde. Darüber hinaus wurde anhand von 765 verdeckten Kontakten – je 31 pro Unternehmen – der Kundenservice am Telefon, per Email und im Internet überprüft. Testsieger in der Gesamtwertung wurde bei den Filialversicherern die Huk-Coburg. Bei den Direktversicherern räumte das Tochterunternehmen Huk24 den ersten Platz ab.

Konzernchef Weiler schickt seinen Vertrieb also mit guten Argumenten in die Wechselphase. Doch nicht nur deshalb sieht man sich in Coburg bestens gerüstet. Die Huk ist traditionell stark im preissensiblen Jahresendgeschäft, deswegen blockt der Versicherer zum Leidwesen der Konkurrenz auch deren Pläne, die alljährliche Vertriebs-Rush-Hour durch flexiblere  Haupt­­fälligkeiten zu entzerren.

Keine Friedenssignale im Preiskrieg

Solange er mit Auto-Versicherungen Geld verdient, wird der designierte Marktführer keine Friedenssignale im Preiskrieg aussenden. Für die am Limit agierende Branche ist das eine Hypothek. Doch das ist nicht das Problem der Huk. In Vorfreude auf einen heißen Herbst werden der Konkurrenz bereits wohlmeinende Ratschläge erteilt, die allerdings eher als Giftpfeile ankommen dürften.

„Es scheint uns keine gute Taktik zu sein, mit nicht kostendeckenden Kampfpreisen in der Kfz-Versicherung Kunden gewinnen zu wollen und darauf zu hoffen, anfangs eingefahrene Verluste später durch den Kauf einer Hausrat- oder Unfallpolice wieder hereinzuholen. Diese Rechnung wird in aller Regel nicht aufgehen“, sagt Vorstandssprecher Weiler. Die Wechselschlacht kann beginnen.

Fotos: Huk-Coburg, Allianz

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