„Vor allem muss es darum gehen, in Solvency II eine geeignete Methode zur Bewertung langfristiger Verpflichtungen in der Lebensversicherung zu verankern. Aktuell führt die Methodik der sogenannten Zinsstrukturkurve zu stark schwankenden und damit nicht handhabbaren Ergebnissen“, kritisiert der GDV.
Zwar zeigten die von EIOPA jetzt veröffentlichten Ergebnisse eine marktweit hohe Stabilität der deutschen Unternehmen zum 31. Dezember 2009. Betrachte man jedoch Stichtage über einen längeren Zeitraum, erwiesen sich die Ergebnisse für die Lebensversicherung als stark volatil – weit über die tatsächliche Volatilität der Kapitalmärkte hinaus.
So wären die Lebensversicherer innerhalb von Wochen und Tagen mit starken Schwankungen im Kapitalbedarf konfrontiert gewesen, obwohl sich ihre Finanzstabilität in diesem Zeitraum nicht verändert habe. Diese Volatilität würde es den Unternehmen laut GDV deutlich erschweren oder unmöglich machen, langfristige Zinsgarantien anzubieten.
Außerdem weisen die Interessenvertreter der deutschen Versicherer darauf hin, dass die Komplexität des Regelwerks für eine erfolgreiche Einführung von Solvency II auf ein beherrschbares Maß zurückgefahren werden müsse.
„Die Standardformel hat einen Grad der Komplexität erreicht, der nicht nur für kleine und mittlere Unternehmen unzumutbar ist. Dabei hat der QIS5-Test gezeigt, dass eine höhere Komplexität nicht gleichzeitig auch zu einer besseren Risikomessung führt“, so der GDV.
Für ein stabiles Aufsichtssystem sei es zudem zentral, dass „vernünftige“ Parameter zur Bewertung der eingegangenen Risiken festgelegt würden. Viele der jetzt vorgeschlagenen Parameter würden die Risiken, so der Verband der Versicherungswirtschaft, zu scharf bewerten oder Anreize setzen, in kurzfristige Anlagen zu investieren und langfristige zu meiden.
Aufsichtsbedingte Fehlallokationen in der Kapitalanlage der Versicherer wären aber nicht nur für die Branche selbst, sondern auch für die europäischen Volkswirtschaften einschneidend. In diesem Zusammenhang betont der GDV, dass allein die deutschen Versicherer Kapitalanlagen in Höhe von 1,2 Billionen Euro managen.
Hintergrund: Die seit 2000 geplante Reform der europäischen Versicherungsaufsicht (Solvency II) soll die Versicherungswirtschaft nachhaltig stärken und wettbewerbsfähiger machen. So sollen sich die Kapitalanforderungen an die Unternehmen künftig konsequent an den tatsächlich eingegangenen Risiken orientieren. Aber auch die Anforderungen an das Risikomanagement und die Berichterstattung der Versicherer sollen modernisiert werden. (hb)
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