Dieser Verpflichtungsanstieg konnte auch durch die guten Anlageerträge auf die pensionsspezifischen Vermögenswerte von mehr als vier Prozent nicht kompensiert werden, erklären die Studienmacher. Insgesamt stehen den Pensionsverpflichtungen hierfür reservierte Vermögenswerte in Höhe von 174 Milliarden Euro (Dax) beziehungsweise 17 Milliarden Euro (M-Dax) gegenüber.
Aus Expertenkreisen heißt es daher, dass den Unternehmen Zuzahlungen in Milliardenhöhe drohen.
Um die Bilanzen von Versorgungsverpflichtungen zu entlasten und um sich Unterstützung bei der Ausfinanzierung zu holen, bietet sich für die Unternehmen beispielsweise eine Auslagerung in die Pensionsfonds der Versicherer an.
„Wir beobachten bei Unternehmen allgemein einen steigenden Beratungsbedarf bei der Ausfinanzierung und Neuordnung bestehender Pensionszusagen. Grund sind unter anderem die Auswirkungen des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes“, sagt Fabian von Löbbecke, Vorstandsvorsitzender der Talanx Pensionsmanagement AG.
„Wir gehen davon aus, dass der marktnahe Zins, den das Gesetz vorschreibt, weiter sinken wird und sich damit die Belastung der Handelsbilanzen durch bestehende Pensionszusagen weiter verschärft“, prognostiziert Löbbecke.
Zudem seien veraltete Zusagen, unzureichende Ausfinanzierungsquoten oder anstehende Unternehmensnachfolgen Gründe für Neuordnungen, meint der Talanx-Manager. Viele Entscheider würden sich fragen, ob sie mit ihrer bestehenden Pensionszusage noch richtig aufgestellt sind und seien daher auf Experten angewiesen, die praxisnahe und verständliche Handlungsempfehlungen geben können.
Nachschusspflicht umgehen
Dr. Thomas Jasper, Leiter des Beratungsbereichs betriebliche Altersversorgung bei Towers Watson, betrachtet die Situation etwas gelassener: „Man sollte nicht übersehen, dass die bAV einen sehr langfristigen Anlagehorizont hat. Von der Erteilung einer Pensionszusage bis zur Auszahlung der ersten Rente können Jahrzehnte vergehen. Somit besteht für Unternehmen und ihre Mitarbeiter die Chance, Ertragsschwankungen in ihren Pensionsvermögen langfristig auszugleichen.“
Unternehmen, die eine Nachschusspflicht in jedem Fall vermeiden wollen, sind aus Sicht von Talanx-Experte Löbbecke mit einem Garantiemodell gut versorgt. Allerdings komme diese Lösung den Unternehmer deutlich teurer zu stehen, weil versicherungsförmige Lösungen sowohl das Langlebigkeitsrisiko als auch das Kapitalmarktrisiko tragen müssten.
Ganz andere Möglichkeiten bieten kapitalmarktorientierte Pensionspläne und ähnliche Instrumente, wie beispielsweise Treuhandmodelle, erklärt der Fachmann. Hier könne der Unternehmer den Finanzierungshorizont, den Kalkulationszins für den Vermögensaufbau selbst bestimmen und damit die Kosten der Übertragung steuern, sagt Löbbecke und betont, dass man als „Vollsortimenter“ alle möglichen Szenarien individuell für die Kunden abdecken könne.
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