Das Niedrigzinsniveau an den Kapitalmärkten schlägt verstärkt auf die Versicherten durch: Der Lebensversicherer Alte Leipziger aus Oberursel hat mitgeteilt, seine Überschussbeteiligung für das nächste Jahr um 0,5 Prozentpunkte zu senken. Weitere Anbieter dürften dem Beispiel folgen.
Die ab dem 1. Januar 2013 geltende Gesamtverzinsung – unter Einrechnung des Schlussüberschussanteils und der Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven – beträgt laut Alte Leipziger künftig 4,05 Prozent. Die darin enthaltene laufende Verzinsung liegt bei 3,35 Prozent – ein Minus von 0,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Die Überschussbeteiligung müsse an die Entwicklungen der Kapitalmärkte angepasst werden, begründet das Unternehmen in einer Mitteilung. Die Kapitalmarktzinsen in Deutschland hätten in den letzten Jahren ein Niedrigzinsniveau erreicht, das mit dem in Japan oder der Schweiz vergleichbar seien.
Zinszusatzreserve belastet
Zugleich betont der Versicherer, dass man die Finanzkrise ohne Verluste überstanden hätte, da man keine Kapitalmarktrisiken in Staaten mit „ungesteuerter Staatsverschuldung“ eingegangen sei. Indirekt nahm das Unternehmen Stellung zur Debatte um eine vermeintliche Schieflage einiger Lebensversicherer: Die seit Jahrzehnten für die kommenden Jahrzehnte gegebenen Zinsgarantieversprechen werde die Alte Leipziger einhalten können. Zur weiteren Stärkung der hierfür notwendigen Rücklagen bildete das Unternehmen nach eigenen Angaben in den letzten beiden Jahren Zinszusatzreserven in Höhe von fast 135 Millionen Euro. Als Belastung habe sich die Mitgabe der Bewertungsreserven für gekündigte oder auslaufende Verträge erwiesen, heißt es weiter. Hierfür sollen 2012 voraussichtlich 61 Millionen Euro aufgewendet werden.
Alte-Leipziger-Absenkung übertrifft Experten-Prognose
Die Alte Leipziger senkt ihre Überschussbeteiligung stärker ab, als es Branchenbeobachter vermutet haben. Nach Ansicht der Ratingagentur Standard & Poor’s Ratings Services könnten die deutschen Lebensversicherer 2013 die laufenden Überschussbeteiligungen um rund 20 Basispunkte auf durchschnittlich 3,6 bis 3,7 Prozent senken, auch die Ratingagentur Assekurata geht von diesem Zinskorridor aus.
Wie aus dem aktuellen Standard & Poor’s-Bericht „German Life Insurers May Cut 2013 Bonuses To Preserve Their Financial Strength“ hervorgeht, reduziere das derzeitige Niedrigzinsumfeld die nachhaltig zu erzielenden Kapitalanlageerträge der Lebensversicherer. Dies übe Druck auf deren Ertragskraft aus, der kurzfristig zusätzlich durch die Erfordernis verstärkt werde, die Zinszusatzreserve zu finanzieren.
Absenkung sichert Garantien
Die Ratingagentur verbindet mit der Absenkung der laufenden Überschussbeteiligungen jedoch auch positive Signale: Die Absenkung schone die Eigenmittel der Lebensversicherer und könne daher helfen, die Finanzkraft des Sektors aufrecht zu erhalten und eine langfristige Erfüllbarkeit der vertraglich festgelegten Garantien sicherzustellen. (lk)
Foto: Alte Leipziger