Die staatliche Altersversorgung reicht nicht aus, um den Lebensstandard im Alter fortzuführen, so der „Vorsorgeatlas Deutschland“, der vom Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg im Auftrag von Union Investment erstellt wurde. Die Riester-Rente erfüllt demnach ihre sozialpolitische Funktion.
Wenn sich die 38 Millionen Arbeitnehmer lediglich auf die staatliche Altersversorgung verlassen, fehlen ihnen nach heutiger Kaufkraft im Schnitt 800 Euro pro Monat, so die Studie. Allerdings können demnach die 16,6 Millionen Menschen, die privat zusätzlich für ihr Alter vorsorgen, im Durchschnitt ihre Rentenlücke schließen. Sie können damit im Ruhestand 59,9 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen und erreichen so nahezu das lebensstandardsichernde Ziel von 60 Prozent.
„Bezüglich der Verteilung der Ansprüche gibt es jedoch deutliche Unterschiede“, betont Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen vom Forschungszentrum Generationenverträge. Rund die Hälfte der Personen (8,3 Millionen) mit Ansprüchen aus der gesetzlichen und der geförderten privaten Altersversorgung erhalte nämlich weniger als 54,6 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens. „Nur wer darüber hinaus Geld zurücklegt, hat auf jeden Fall ausreichend vorgesorgt“, so Prof. Raffelhüschen.
Staatliche Rente führt zu Einbußen im Alter
In der Studie werden neben den „klassischen“ Alterssicherungssystemen der ersten Schicht (Gesetzliche Rentenversicherung, Beamtenversorgung, berufsständische Versorgung) und der Vorsorgewege der zweiten Schicht (Riester-Rente, betriebliche Altersversorgung, Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes) auch das Geld- und Immobilienvermögen der Haushalte (dritte Schicht) betrachtet.
Für ein ausreichendes Versorgungsniveau, das die Fortführung der gewohnten Lebenshaltung während der Rente ermöglicht, wird ein Alterseinkommen von mindestens 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens benötigt. Dies kann allein mit der ersten Schicht nicht annähernd erreicht werden, so die Studie.
Mit Ansprüchen aus dieser Schicht können die Menschen demnach lediglich 43,3 Prozent ihres Einkommens ersetzen. Dies bedeute nach heutiger Kaufkraft im Durchschnitt eine Lücke von mehr als 800 Euro pro Monat. Eine Ausnahme stellen demnach lediglich Beamte dar, welche zum Großteil bereits durch ihre Pensionsansprüche ausreichend versorgt seien.
Junge Menschen brauchen private Altersversorgung
Besonders dramatisch sehe es bei der Versorgung der jungen Menschen aus der gesetzlichen Rentenversicherung aus. Die Studienautoren führen dies auf die zahlreichen Rentenreformen seit dem Jahr 2001 zurück. Die 20- bis 34-Jährigen können der Studie zufolge mit ihrer zukünftigen Rente nur 38,4 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen.
Wollen sie ihren Lebensstandard halten, sind sie demnach auf jeden Fall auf eine ersetzende private oder betriebliche Altersversorgung angewiesen. Nutzen sie diese Möglichkeit, erreichen sie aufgrund der langen Ansparzeit die höchsten Ansprüche und Ersatzquoten im Vergleich zu den anderen Altersgruppen, so der Vorsorgeatlas. Allerdings verfüge bisher nur knapp über ein Drittel der jüngsten Altersgruppe über Ansprüche aus der zweiten Schicht.
Riester-Rente erfüllt sozialpolitische Aufgabe
Laut der Studie können die 16,6 Millionen Erwerbstätigen mit Ansprüchen sowohl aus der ersten als auch aus der zweiten Schicht im Durchschnitt 59,9 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen. Dies gelte vor allem für jene Bürger mit einem Nettoeinkommen von bis zu 1.500 Euro im Monat, die hauptsächlich die Riester-Rente als Vorsorgeform nutzen.
„Damit ist belegt, dass das System der Riester-Rente sozialpolitisch funktioniert und hierdurch besonders Personen mit niedrigen und mittleren Einkommen gefördert werden“, betont Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment. Auch könne er die pauschale Kritik an der Riester-Rente nicht nachvollziehen, da es viele sehr gute Angebote gebe.
„Nur weil bei der ADAC-Pannenstatistik manche Autos schlecht abschneiden, wird auch nicht gleich die Abschaffung aller Autos gefordert“, betont Reinke. Man müsse ungünstige Produkte kritisieren, den Menschen aber gleichzeitig Alternativen aufzeigen. Ansonsten würden die Bürger so verunsichert, dass sie lieber gar nichts mehr täten. (jb)
Foto: Universität Freiburg