Assekuranz im Wandel der Zeit

Die demografische Entwicklung, neue regulatorische Anforderungen, verändertes Konsumentenverhalten und konjunkturelle Schwankungen setzen die Versicherungswirtschaft einem stetigen Wandel aus – ein Blick zurück.

Gastbeitrag von Josef Beutelmann, Barmenia Versicherungen

„Knappe Ressourcen und eine alternde Gesellschaft werden künftig die zentralen Herausforderungen sein – und das nicht nur in der Versicherungsbranche.“

Kein Zweifel, in der deutschen Versicherungswirtschaft hat sich seit der Vollendung des europäischen Binnenversicherungsmarktes im Jahr 1994 viel verändert. Mit der Marktöffnung verband sich eine weitgehende Deregulierung der staatlichen Versicherungsaufsicht.

Allgemeine Versicherungsbedingungen und Tarife waren ab sofort nicht mehr Bestandteil des Geschäftsplans der Versicherungen. Diese Entwicklung befeuerte den Wettbewerb in der Versicherungsbranche und führte schließlich zur Umverteilung von Marktanteilen. Konzerne bildeten sich neu oder wurden neu geordnet.

Steigender Wettbewerb führt zu Intransparenz

Der steigende Wettbewerb machte den Versicherungsmarkt zunehmend intransparent, was letztlich, zur Wahrung der Verbraucherinteressen, erneut staatliche Regulierung erforderte. Die Entscheidung zur Einführung der privaten und sozialen Pflegepflichtversicherung im Folgejahr 1995 ist im demografischen Wandel begründet, der zukünftig den vermehrten Eintritt in die Pflegebedürftigkeit und die erhöhte Inanspruchnahme von pflegerischen Leistungen nach sich ziehen wird.

Zwar kostete der zusätzliche Baustein in der Sozialversicherung die meisten Arbeitnehmer den Buß- und Bettag als freien Tag, doch wurde – auch die private – Pflegepflichtversicherung integraler Bestandteil der gesetzlichen Gesundheitsvorsorge.

Wende in der Altersvorsorge

Die Veränderung der Altersstruktur in der Bevölkerung sorgte auch für eine Wende in der Altersvorsorge. Die drei Säulen der Altersabsicherung mit staatlicher, betrieblicher und privater Vorsorge wurden klar durch die gesetzliche Rentenversicherung dominiert.

Die kapitalgedeckte Altersvorsorge trägt seit 2002 dazu bei, die Versorgungslücken in der gesetzlichen Rente zu schließen. Heute hat fast jeder zweite Deutsche eine private Rente.

Bereits in den 1990er-Jahren gab es aufgrund des Umlageverfahrens erhebliche Finanzierungsprobleme. Die in der gesetzlichen Rentenversicherung entstandenen Versorgungslücken sollten über die beiden anderen Säulen ausgeglichen werden. Eine entscheidende Wende brachte die Einführung einer staatlich geförderten, kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge 2002 – der Riester-Rente.

Diese umfasst eine Altersvorsorge-Zulage, die aus einer Grund- und Kinderzulage besteht. Nach anfänglicher Zurückhaltung nahm das Interesse der Bevölkerung ab dem Jahre 2005 erheblich zu. Dies erklärt sich unter anderem durch die Rückführung des Steuerprivilegs bei Lebensversicherungen 2004.

Kundenberatung im Fokus

Parallel zu den Herausforderungen in der Produktwelt ergaben sich auch Neuerungen für das damalige Berufsbild Versicherungskauff rau/-kaufmann. Im Jahr 2006 wurde dieser Bildungsgang reformiert. So ermöglicht das heutige Berufsbild Kauffrau/Kaufmann für Versicherungen und Finanzen eine Ausbildung in den Fachrichtungen Versicherungen und Finanzberatung.

Insgesamt rückt durch die Novellierung der Ausbildung der Bereich Kundenberatung noch stärker als zuvor in den Fokus. Neben den Veränderungen in der Ausbildungswelt wurde auch das Vermittlerrecht überarbeitet. Das Gesetz zur Neuregelung des Versicherungsvermittlerrechts, das im Mai 2007 in Kraft trat, machte die Versicherungsvermittlung zum erlaubnispflichtigen Gewerbe.

Seite zwei: Reform des Versicherungsvertragsgesetzes

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