bAV: Longial warnt vor massivem Anstieg der Pensionsrückstellungen

Die anhaltende Niedrigzinsphase am Kapitalmarkt wirke sich zunehmend auf die Systeme zur betrieblichen Altersversorgung (bAV) des Mittelstands aus, meint das Düsseldorfer Beratungsunternehmen Longial. Der bAV-Spezialist warnt die Unternehmen vor einem Anstieg der Pensionsrückstellungen von bis zu 35 Prozent.

Longial-Chef Dr. Paulgerd Kolvenbach warnt Unternehmen vor einer deutlichen Erhöhung der Pensionsrückstellungen.

Die Unternehmen müssten davon ausgehen, so Longial, dass sie in den kommenden Geschäftsjahren außerordentliche Erhöhungen ihrer Pensionsrückstellungen in der Handelsbilanz zu verkraften hätten, die auch die Ausschüttungsfähigkeit des Unternehmens unmittelbar negativ beeinflussen könnten.

Der Grund für diese neue Herausforderung liegt demzufolge im handelsbilanziellen Bewertungsverfahren. Danach werde der handelsrechtliche Diskontierungssatz für die Bewertung von Rückstellungen aus Altersversorgungsverpflichtungen zum Bilanzstichtag als Sieben-Jahres-Durchschnittswert ermittelt.

Da zukünftig die Monatswerte der zinsstarken Jahre 2006 bis 2009 aus dieser Durchschnittsbildung herausfielen, sei bei einem unterstellten Fortbestehen des aktuell niedrigen Renditeniveaus am Markt für Unternehmensanleihen ein deutliches Absinken des Rechnungszinses in den nächsten Jahren „die zwingende Folge“.

Pensionsrückstellungen können um bis zu 35 Prozent steigen

Wie die Berater berichten, zeigten versicherungsmathematische Kalkulationen folgendes Bild: In Abhängigkeit von der jeweiligen Versorgungsstruktur könne das heute erwartete Absinken des HGB-Rechnungszinses um 1,5 bis zwei Prozentpunkte innerhalb der nächsten fünf Jahre zu einem außerordentlichen Anstieg der Pensionsrückstellungen um bis zu 35 Prozent führen.

Damit die betroffenen Unternehmen von den Auswirkungen nicht überrascht würden, sollten sie sich rechtzeitig um „geeignete Gegenmaßnahmen“ kümmern. „Für ein tragfähiges Konzept sind die bestehenden Gestaltungsoptionen im Hinblick auf die individuelle Unternehmenssituation genau auszuloten“, sagt Longial-Chef Dr. Paulgerd Kolvenbach. Es gebe verschiedene Lösungsansätze und es sei zu prüfen, welche Kombination aus den bestehenden Möglichkeiten die sinnvollste sei, so Kolvenbach.

Longial: Es gibt keinen Königsweg

Erfahrungswerte der Longial zeigten, dass es „keinen Königsweg“ gebe. Typische unternehmerische Maßnahmen sind neben dem Ausnutzen von bilanziellen Ermessensspielräumen die Änderung der Leistungsplanstruktur beziehungsweise des Durchführungsweges. Möglich sei auch der Aufbau oder die Erhöhung des für die Altersversorgung reservierten Planvermögens. „In Betracht gezogen wird auch immer die Option einer Auslagerung der Pensionsverpflichtungen auf einen externen Versorgungsträger“, heißt es weiter.

Auch andere, weniger übliche Modelle kommen nach Meinung der Berater „im Einzelfall“ zum Zuge. „Eine vollständige Egalisierung der erwarteten Auswirkungen ist auf Grund unternehmensindividueller Gegebenheiten meist nicht erreichbar. Es sollten aber zumindest Teillösungen realisiert werden“, erklärt Kolvenbach. Denn jede einzelne handelsbilanzielle Ergebnisteilentlastung trage dazu bei, das Geschäftsergebnis oder aber die Bonität des Unternehmens generell zu verbessern. (lk)

Foto: Longial

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