Der Sparkurs der Krankenkassen sorgt für Unmut bei den gesetzlich Versicherten. Experten gehen davon aus, dass die Gesundheitsversorgung künftig vermehrt von der Wirtschaft geleistet wird und fordern daher eine verbesserte Förderung der betrieblichen Krankenversicherung (bKV).
Bereits seit einiger Zeit weist der Versicherungsschutz der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) einige Lücken auf, die der Bürger wohl oder übel aus eigener Tasche zu schließen hat – und der Druck auf die gesetzlich Versicherten nimmt weiter zu.
So ist selbst auf die Gewährung von Leistungen, die im Leistungskatalog der GKV aufgeführt sind, nicht immer Verlass: Zuletzt sorgten Schlagzeilen von „hunderttausendfach“ abgelehnten Kassenleistungen bei Reha-Maßnahmen, Krankengeld und Hilfsmitteln für Unruhe unter den GKV-Mitgliedern.
Sparkurs trotz Milliardenüberschüssen
Denn trotz Milliardenüberschüssen haben die Krankenkassen ihren Sparkurs verschärft, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, die bei den Bundesbürgern so verhassten Zusatzbeiträge zu erheben. Die Devise lautet: Bloß nicht die junge, gut verdienende Zielgruppe verschrecken.
Gegenüber älteren Versicherten ist man weniger rücksichtsvoll: In rund 1,5 Millionen Fällen ließen Krankenkassen Gutachten durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) erstellen, um festzustellen, ob eine ärztlich konstatierte Arbeitsunfähigkeit von Patienten gerechtfertigt war.
Arbeitsunfähigkeit nach Aktenlage entschieden
In 16 Prozent der Fälle urteilte der MDK, dass dem nicht so sei und die Betroffenen wieder arbeiten könnten. Es sei problematisch, dass Entscheidungen zur Arbeitsunfähigkeit oft nach Aktenlage getroffen würden, kritisierte daraufhin der Sozialverband VdK. Vor allem bei Menschen mit psychischen Erkrankungen sei dies „fatal“.
Der VdK rät daher zum Widerspruch, um ein zweites Gutachten einzufordern. Eine kräftezehrende Auseinandersetzung mit der Krankenkasse könnte in Zukunft immer mehr Menschen drohen – die demografische Entwicklung wirkt dabei als Katalysator.
Volker Schulz, Vorstand des privaten Krankenversicherers Süddeutsche Krankenversicherung (SDK), sieht schwierige Zeiten für gesetzlich Versicherte anbrechen: „Auch wenn es der GKV im Moment finanziell einigermaßen gut geht – ohne Leistungskürzungen wird das Umlageverfahren die steigenden Gesundheitsausgaben einer alternden Gesellschaft zukünftig nicht mehr finanzieren können.“
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