Ende Juni verlässt Reinhold Schulte die Führungsspitze der Signal-Iduna-Gruppe und wechselt in den Aufsichtsrat. Gleichzeitig gibt er den Vorsitz des PKV-Verbands ab. Im Interview äußert sich der Versicherungsmanager zu den aktuellen Herausforderungen in der privaten Krankenversicherung.
Cash.: Laut Medienberichten ist es für einige Privatversicherte zum 1. Mai teurer geworden. Versicherte, die deshalb wechseln wollten, stand nur noch die vergleichsweise teure Unisex-Tarifwelt zur Verfügung. Wird dadurch nicht ein „Aufflammen“ der vor einiger Zeit heftig geführten Debatte um die Beitragsanpassungen in der PKV provoziert?
Schulte: 2013 hat es für viele Millionen Privatversicherte gar keine Erhöhung gegeben – oder nur geringe Anpassungen im kleinen einstelligen Prozentbereich. Das betrifft auch die von Ihnen angesprochenen unterjährigen Beitragsanpassungen einiger weniger Versicherer, von denen wiederum einige ihren Zeitplan bereits im letzten Jahr angekündigt hatten.
Der Grund für die unterjährigen Beitragsanpassung einiger Versicherer liegt am hohen Verwaltungsaufwand zum Jahreswechsel, zum Beispiel wegen der Einführung der Unisex-Tarife, der mit den neuen Terminen im April und Mai entzerrt werden konnte.
Wenige Monate vor der Bundestagswahl wird für die PKV der politische Gegenwind aus Berlin rauer. Die Bürgerversicherung könnte bei entsprechendem Wahlausgang bereits im Jahr 2015 das Ende der PKV in der Vollversicherung herbeiführen. Hat der Signal-Iduna-Konzern für ein derartiges Szenario bereits Vorbereitungen getroffen?
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Bürgerversicherung nicht kommen wird. Wir brauchen mehr denn je das duale System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung, um die demografischen Herausforderungen in Deutschland zu meistern. Warum sollten wir in Deutschland ein System abschaffen, das mittlerweile in vielen europäischen und außereuropäischen Staaten als Vorbild für die eigene Gesundheitsversorgung gesehen wird?
Verbraucherschützer sagen, dass weder der Basistarif noch der geplante Nichtzahlertarif gute Alternativen seien: Der eine biete schlechte Leistungen zu überteuerten Preisen, während der andere nur im äußersten Notfall greife. Was entgegen Sie dieser Kritik und wie lautet Ihre Position zum Nichtzahlertarif?
Basistarif und Notlagentarif sind ja keine wirklichen Alternativen innerhalb des PKV-Tarifspektrums; andere Alternativen gibt es in der privaten Krankenversicherung genug. Vielmehr handelt es sich um sozialpolitische Fallschirme für Menschen in schwierigen Finanz- und Lebenslagen.
Seite zwei: Vorwurf der Rosinenpickerei