Das deutsche Rentensystem ist laut einer weltweiten Vergleichsstudie unter 20 Ländern weiterhin nur Mittelmaß. Zwar konnte Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um zwei Positionen auf Rang zehn vorrücken, liegt damit aber immer noch deutlich hinter den Spitzenreitern Dänemark, Niederlande und Australien.
Südkorea, Indien und Indonesien belegen die letzten Plätze in der Studie „Melbourne Mercer Global Pension Index 2013“ (siehe Tabelle). Die Rentensystem-Studie wurde vom Beratungsunternehmen Mercer zum fünften Mal in Kooperation mit dem Australian Centre for Financial Studies erstellt.
Dänemark punktet mit solider Finanzierung
Der Grund für das gute Abschneiden des dänischen Rentensystems liegt laut Mercer vor allem in der „soliden Finanzierung auf Basis eines hohen Vermögens- und Beitragsniveaus“. Weitere Vorteile seien die „überdurchschnittlichen Leistungen“ und ein „gut reguliertes privates Vorsorgesystem“, heißt es.
Rentensystem Deutschland: Viele Baustellen
Das Rentensystem in Deutschland weist nach Meinung der Berater hingegen einige Baustellen auf. So fordert man bei Mercer unter anderem, dass sowohl die Mindestrente für Niedriglohn-Rentner als auch die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer erhöht werden sollte. Darüber hinaus sollten die Arbeitnehmer über die erreichten Leistungen der betrieblichen Altersversorgung (bAV) laufend informiert werden. Abschließend wünschen sich die Berater eine Verpflichtung, die betrieblichen Versorgungsleistungen „ganz oder zu einem wesentlichen Teil in Form einer lebenslänglichen Rente zu gewähren“.
„Dass Deutschland mit Platz zehn im internationalen Vergleich im Mittelfeld platziert ist, zeigt, dass viele Aspekte des deutschen Rentensystems durchaus solide sind“, so Achim Lüder, Leiter des Bereichs Retirement und Geschäftsführer von Mercer Deutschland. „Doch insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit gibt es noch Verbesserungspotenzial. Ein relativ niedriges Pensionsvermögen in Verbindung mit einer recht hohen Staatsverschuldung führt in dieser Kategorie zu Punktabzügen und einer Platzierung im unteren Drittel des Index.“
Bei den Koalitionsverhandlungen sollten sich die Parteien auch mit der Situation bei den staatlichen und betrieblichen Rentensystemen beschäftigen, fordert Lüder. „Dabei wird sie die Augen nicht davor verschließen können, dass bei den drei Spitzenplätzen der Studie, also in Dänemark, den Niederlanden und in Australien, gerade die betriebliche Altersversorgung ausschlaggebend für das gute Abschneiden ist.“ Sowohl für die Verwendung der staatlichen Förderung als auch für die Gestaltung der Rahmenbedingungen sollten die „richtigen Schlussfolgerungen“ gezogen werden, betont Lüder.
Globale Bewegung zu beitragsorientierten Modellen
Man beobachte eine globale Bewegung hin zu Defined Contribution (also beitragsorientierten) Modellen, konstatiert Dr. David Knox, Senior Partner bei Mercer und Autor der Studie. Insbesondere für die Zeit nach Eintritt in den Ruhestand müssten deshalb „neue Wege beschritten werden, um mit dieser Situation richtig umzugehen“.
Es brauche einen Sinneswandel, so Knox, um den „Fokus weg von der Vermögensbildung und stattdessen auf die Bereitstellung von Rentenleistungen zu richten“. Diese Leistungen müssten über eine „effiziente, gerechte und solide Rahmenstruktur“ bereitgestellt werden. (lk)
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