Die Kraftfahrzeugversicherung in Deutschland nähert sich im Schritttempo der Gewinnzone: Erstmals seit sieben Jahren konnte sie das Verhältnis von Erträgen und Kosten verbessern. Der Markteintritt des Internetriesen Google dürfte den Wandel in der Branche weiter beschleunigen.
Das Wort „Wende“ kann viele Assoziationen wecken: In Deutschland hat es eine besonders emotional aufgeladene Bedeutung, verbindet man es doch mit epochalen Ereignissen wie dem Mauerfall und der Wiedervereinigung.
Im Schwimmsport verkörpert die Wende eine dynamische Bewegung, die, geschmeidig ausgeführt, einem Schwimmer einen Vorteil im sportlichen Wettkampf verschaffen kann. Und dann gibt es noch Wortschöpfungen, die die Wende in ein etwas bieder anmutendes Gewand kleiden, das weder spektakuläre, noch besonders schwungvolle Bilder hervorruft – die „Ertragswende“ wäre solch ein Wort.
Diese ist seit nunmehr zwei Jahren in der Kraftfahrtversicherung zu besichtigen. Bei den Kfz-Versicherern kommt sie in Form von gestiegenen Beitragseinnahmen an, bei ihren Kunden macht sie sich zwangsläufig über ein höheres Prämienniveau bemerkbar.
Gestiegene Durchschnittsprämien
Für die Branche ist die Ertragswende ein Bote der Hoffnung, denn die jahrelang andauernden Rabattschlachten haben die Anbieter regelrecht zermürbt. Dieses Jahr hat ein Großteil der Autoversicherer wiederholt deutliche Preisanpassungen vorgenommen, um die erlittenen versicherungstechnischen Verluste wieder auszugleichen.
Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Im vergangenen Jahr konnte die Kraftfahrtversicherung als größte Sparte der Sach- und Unfallversicherer ein Einnahmeplus von 5,4 Prozent auf 22 Milliarden Euro im Vergleich zu 2011 erzielen.
Vor allem Beitragsanhebungen im Bestand und im Neugeschäft sowie ein leichtes Bestandswachstum hätten dazu beigetragen, bilanziert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Laut GDV hat sich die Durchschnittsprämie im Vergleich zu 2011 in der Kfz-Haftpflichtversicherung um rund vier Prozent erhöht, in der Vollkaskoversicherung um etwa 4,5 Prozent. Da zugleich die ausgezahlten Leistungen zur Regulierung von Schäden in 2012 leicht zurückgegangen sind – um 0,8 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro – hat sich auch die Schaden- Kosten-Quote (Combined Ratio) von 107,4 auf 103 im Folgejahr verbessert.
Mit diesem Wert macht die Branche zwar immer noch Verluste, denn er besagt, dass die Versicherer für jeden eingenommenen Beitragseuro 103 Cent für Schäden, Verwaltungs- und Vertriebskosten ausgeben – doch zumindest stimmt die Richtung, denn die Combined Ratio ist erstmals seit sieben Jahren wieder gesunken.
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