„Wir wollen Aktien und Immobilien auf bis zu 30 Prozent ausbauen“

Dr. Walter Botermann, Chef des Lebensversicherers Alte Leipziger, erklärt, warum sein Haus im Produktbereich an Bewährtem festhält und in der Kapitalanlage vergleichsweise forsch agiert.

Staatsanleihen: Bothermann
„Zudem werden nach Solvency II weiterhin alle EU-Staatsanleihen – unabhängig vom Rating – als risikolos angesehen.“

Cash.: Für dieses Jahr erwarten Sie unter anderem „solide Kapitalanlageergebnisse zur Sicherung der gegebenen Garantieversprechen“. Können Sie das näher erläutern und gilt dies auch über 2013 hinaus?

Botermann: Wir erreichten im Schnitt der letzten drei Jahre eine Nettoverzinsung von 4,9 Prozent, wobei das letzte Jahr aufgrund von Sondereinflüssen mit 5,4 Prozent einen besonders hohen Wert aufwies.

Auch wenn sich die Alte Leipziger dem Niedrigzinsniveau nicht entziehen kann, sind wir zuversichtlich, in den nächsten Jahren eine ausreichende Nettoverzinsung zur weiteren Sicherung der gegebenen Garantieversprechen zu erzielen. Hierzu trägt unter anderem unsere hohe laufende Verzinsung im Immobilienbestand sowie die weitere Stärkung unserer Substanzwerte bei.

Wie diversifizieren Sie Ihr Anlageportfolio und welche Anteile streben Sie in der Kapitalanlage hinsichtlich Aktien, Immobilien und Infrastruktur an?

Die Diversifikation unserer Anlagen erfolgt über die Aktien, in die wir weltweit direkt oder über ETFs investieren. Hier streben wir mittelfristig eine strategische Quote von circa 20 Prozent an, die wir seit letztem Jahr aufbauen.

Bei Immobilien sind wir nur in Deutschland vertreten, weil sich hier unsere Strategie der Investition in Einzelhandelsimmobilien und Wohnungen sehr gut umsetzen lässt und wir dafür auch eine Expertise besitzen.

In Anbetracht der Verschuldungsproblematik von Ländern und Privaten in vielen Ländern, die eine enorme Liquiditätsschwemme durch die Notenbanken zu Folge hatte, wollen wir die Substanzwerte Aktien und Immobilien auf bis zu 30 Prozent aufbauen.

Im Aktienbereich ist das – bei Tolerierung von Volatilität – einfacher und schneller möglich, aber im Immobilienbereich wird die strategische Quote von zehn Prozent abhängig von der Verfügbarkeit entsprechend hoher Objektqualität zu erreichen sein.

Die Entwicklung bei Infrastrukturanlagen verfolgen wir mit Interesse, halten den Markt aber noch für zu jung, um gleich als einer der Ersten dabei zu sein.

Die Alte Leipziger ist für ihre besonders „garantiefreundliche“ Haltung bekannt. Werden Sie im Falle einer Garantiezinsabsenkung neue Vorsorgelösungen entwickeln, die von der klassischen Garantie abweichen?

Die Alte Leipziger hat sich klar positioniert. Sie wird weiterhin Garantien über die gesamte Vertragslaufzeit aussprechen und auch künftig zu den Anbietern klassischer Garantieprodukte zählen, um den Vorsorgebedarf der Kunden optimal abzudecken.

Zusätzlich beschäftigt sich die Alte Leipziger gegenwärtig intensiv mit der Weiterentwicklung ihrer Garantieprodukte und steht hierüber im engen Austausch mit den Geschäftspartnern. Eine konkrete Ausprägung und Termine stehen noch nicht fest.

Schon heute bieten wir mit Fondsprodukten Lösungen an, die dem Kunden hohe Flexibilität in den Anlagen, aber auch, bei kritischen Kapitalmarktzeiten, die notwendigen Garantien bieten.

Welche Modifikationen bedarf es aus Ihrer Sicht in Deutschland bei der Zinszusatzreserve und welche auf europäischer Ebene hinsichtlich Solvency II?

Die Zinszusatzreserve dient der Stabilisierung der Garantieversprechen in der Niedrigzinsphase. Hierbei soll eine Absicherung der Investitionsbereiche in Staatsanleihen abgebildet werden.

In diesem Zusammenhang ist nach der Neubewertung von Frankreich der Bewertungskorb der Anleihen nicht mehr nach Ratingklassen, sondern auch nach Anleihen von erstklassigen Staatsanleihen im Investitionsportfolio zu prüfen.

Zudem werden nach Solvency II weiterhin alle EU-Staatsanleihen – unabhängig vom Rating – als risikolos angesehen. Daher wäre es folgerichtig, den Anleihekorb auf mindestens AA-Länder auszudehnen oder ganz umzustellen auf Swap-Sätze.

Interview: Lorenz Klein

Foto: Frank Seifert

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