Zusatzversicherung: Pflege im Dornröschenschlaf

Jeder zweite Arbeitnehmer (51 Prozent) ist der Ansicht, dass eine Krankenzusatzversicherung in Zukunft unverzichtbar wird – gerne finanziert vom Chef. Bei den Wunschleistungen steht der Zahnersatz ganz vorne, die Pflege ganz hinten – laut einer aktuellen Studie soll sich das aber bald ändern.

Zwei Drittel der befragten 1.000 Arbeitnehmer, die gesetzlich oder freiwillig krankenversichert sind (67 Prozent), halten Krankenzusatzversicherungen für ein probates Mittel, um Lücken im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) in Eigeninitiative zu schließen.

Pflege soll kräftig aufholen

In diesem Jahr sind insbesondere Zahnprophylaxe, Vorsorgeprodukte und Sehhilfen gefragt – eine private Pflegeergänzungsversicherung bildet mit 21 Prozent der Nennungen hingegen den letzten Platz im Leistungsranking (siehe Grafik unterhalb, anklicken zum Vergrößern).

Im Hinblick auf die kommenden zwei Jahre holt das Thema Pflege allerdings kräftig auf und landet im Mittelfeld des Rankings, so das Ergebnis der Studie, die die Unternehmensberatung Towers Watson durchgeführt hatte. Derzeit besitzt jedoch noch nicht einmal jeder zehnte (neun Prozent) der Befragten eine Pflegeergänzungsversicherung.

„In diesem Bereich erwarten wir die deutlichste Entwicklung“, kommentiert Studienautor Miguel Perez. „Die gesetzlich Krankenversicherten erkennen das Pflegerisiko, sichern es aber nur selten ab. Die Zahlen zeigen jedoch eine große Nachfrage, die sich in den nächsten Jahren noch steigern wird.“

Welche Krankenzusatzversicherungen finden Sie als Ergänzung zur GKV für sich persönlich sinnvoll? Quelle: Towers Watson

Was soll der Chef zahlen?: Betriebsrente vor Krankenzusatzschutz

Fast alle der befragten Arbeitnehmer (94 Prozent) sind bereit, Geld auszugeben, um Lücken im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu schließen – wenn der Arbeitgeber diese Aufgabe übernimmt, ist dies allerdings auch gerne gesehen: So findet mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) die Option einer arbeitgeberfinanzierten Krankenzusatzversicherung sehr interessant. Damit rangiert diese Form der betrieblichen Nebenleistung direkt hinter der betrieblichen Altersversorgung (68 Prozent) und noch vor dem Arbeitszeitkonto (46 Prozent, siehe Grafik unterhalb).

Welches Arbeitgeberangebot finden Sie sehr interessant? Quelle: Towers Watson

Größte Lücke beim Zahnersatz, 15 Euro monatlich sind drin

Vom Abschluss einer Zusatzversicherung versprechen sich die Befragten vor allem eine bessere Versorgung bei Zahnersatz beziehungsweise Zahnprophylaxe (56 Prozent) sowie eine bessere medizinische Versorgung (53 Prozent, siehe Grafik unterhalb). Fast die Hälfte (46 Prozent) würde fünf bis 15 Euro monatlich, ein Drittel (34 Prozent) 15 bis 40 Euro monatlich für eine Krankenzusatzversicherung ausgeben.

Welche Gründe sprechen für Sie persönlich für den Abschluss von Krankenzusatzversicherungen? Quelle: Towers Watson

Zahnersatzpolice bleibt vorn

Die gefragteste Zusatzversicherung ist laut Studie die Zahnersatzpolice: Jeder zweite Befragte (50 Prozent) besitzt bereits einen entsprechenden Versicherungsvertrag. Von den Befragten, die noch keine Zahnersatzversicherung abgeschlossen haben, planen fast drei Viertel (72 Prozent) den Abschluss innerhalb der nächsten zwei Jahre (siehe erste Grafik).

Auch die Bereitschaft, für regelmäßige Vorsorgeleistungen wie zum Beispiel Schutzimpfungen, Gesundheitschecks und Hautkrebsuntersuchungen privat zuzuzahlen, sei nach Angaben der Studienmacher stark angestiegen: Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten planen den Abschluss einer entsprechenden Zusatzversicherung innerhalb der nächsten zwei Jahre. Derzeit verfügt nur etwa jeder achte Befragte (zwölf Prozent) über eine entsprechende Police.

Arbeitgeber profitieren doppelt von Bezuschussung

„Die Studie untermauert die Ergebnisse der Towers-Watson-Studie zur Arbeitnehmerperspektive auf Altersversorgung und die bAV: Heutige Mitarbeiter denken langfristig und machen sich um Vorsorgethemen wie Finanzierung des Ruhestands und Gesundheitsvorsorge Gedanken“, fasst Towers-Watson-Expertin Siefer zusammen. „Gesundheitsförderung wird für Mitarbeiter ein immer wichtigerer Faktor in ihrem Leben und auch bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Daher wird der Bedarf an Krankenzusatzversicherungen in den nächsten Jahren noch weiter steigen“, so Siefer.

Bislang hätten jedoch noch wenige Unternehmen den Trend erkannt, obwohl sie mit passenden Angeboten im War for Talents punkten könnten. „Wer das betriebliche Gesundheitsmanagement durch das Angebot von Zusatzversicherungen ergänzt, positioniert sich als Vorreiter und ermöglicht durch die aktive Förderung des Wohlergehens der Mitarbeiter Krankheitsvermeidung und die Reduktion von Ausfalltagen“, ergänzt Siefer. (lk)

Foto: Shutterstock

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