Der Bund der Versicherten (BdV) hat seine Forderung an die Politik erneuert, „endlich den Weg für eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden frei zu machen“. Zugleich werfen die Verbraucherschützer den Versicherern vor, mit punktuell neuen Elementarschaden-Produkten, das „Schreckgespenst Pflichtversicherung“ vertreiben zu wollen.
Mit Verweis auf die aktuell erweiterten Schadenpolicen der Versicherer Ergo und Itzehoer, erklärte BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein, dass derartige Risiken sehr wohl flächendeckend versicherbar seien. Die neuen Produkte unterstützten die Forderung des BdV nach einer Versicherungspflicht, so Kleinlein, wodurch Wohngebäude gegen existenzielle Schäden durch Naturgewalten wie Hochwasser, Schneedruck oder Erdrutsche abgesichert werden könnten.
BdV: Ausreichenden Schutz gibt es nur im Kollektiv
Weder die Politik noch die private Versicherungswirtschaft hätten es seit der Flut 2002 geschafft, kritisiert Kleinlein, eine für Verbraucher sinnvolle Versicherungslösung zu finden. „Dabei räumt die Branche selbst ein, dass es auch in Zukunft unversicherbare Gebäude geben wird, da keine wirtschaftlich sinnvolle Versicherungslösung angeboten werden könne“, sagt der BdV-Vertreter.
Er verweist auf Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), wonach allein in Sachsen rund 17.000 Objekte, die von den Überschwemmungen im Juni 2013 betroffen gewesen seien, in der höchsten Gefährdungsstufe liegen würden.
„Die Absicherung gegen existenzbedrohende Gefahren kann nicht vom Wohlwollen der Versicherungsunternehmen abhängen“, kritisiert Kleinlein. Er appellierte vor der morgigen Justizministertagung in Berlin an die teilnehmenden Politiker: „Wir brauchen eine politische Lösung. Ausreichenden Schutz gibt es nur im Kollektiv.“
[article_line]
Derzeit seien die Versichertenkollektive vergleichsweise klein, da die Versicherer „gezielt die geringen Risiken herauspicken“, keilt der BdV-Chef in Richtung Assekuranz. Diese möchte sich aber nicht nachsagen lassen, dass es in Risikogebieten keinen Versicherungsschutz gibt. So würden Versicherer „für nahezu alle Gebäude Versicherungsschutz gegen Hochwasser anbieten“, erklärt der GDV auf seiner Webseite.
„Es mangelt nicht an Angeboten, eher an der Nachfrage“, ergänzt GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland. Bislang sei nur jedes dritte Haus gegen Überschwemmungen versichert.
GDV: Pflichtversicherung Freibrief, weiter in hochwassergefährdeten Gebieten zu bauen
Der Verband spricht sich generell gegen eine Pflichtversicherung aus. Die Erfahrung in Großbritannien habe gezeigt, so Erdland, dass mit einer Pflichtversicherung alle Anreize verloren gingen, in Schutzmaßnahmen zu investieren. Zudem wäre die Pflichtversicherung „ein Freibrief“, weiter in hochwassergefährdeten Gebieten zu bauen, erklärte Erdland Ende Juni anlässlich der Justizministerkonferenz auf Rügen. „Die Schäden werden in der Folge zunehmen und sich in den Prämien der Versicherten niederschlagen“, warnte der GDV-Präsident. (lk)
Foto: Shutterstock